Ratingen 2020: „Den Jungen Werte vermitteln“
Wo wird Ratingen 2020 stehen? Die WZ fragt jene, die an der Entwicklung beteiligt sind. Etwa Edith Bohnen, Vorsitzende des Sozialverbands Katholischer Frauen.
Der demographische Wandel wird auch in Ratingen spürbar werden. Was bringt die Entwicklung der Bevölkerung bis 2020 mit sich?
Edith Bohnen: Die Menschen werden nicht nur älter, sie sind dementsprechend auch über die berufliche Phase hinaus länger leistungsfähig. Der Anteil der Jüngeren sinkt, analog steigt die gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Entscheidend ist also eine Verknüpfung. Dies wird nur gelingen, wenn wir unseren jungen Menschen wieder Werte vermitteln, für eine entsprechende Bildung sorgen und berufliche Perspektiven schaffen. Unsere wichtigste Aufgabe ist aber, die Probleme der heutigen Jugend in den Griff zu bekommen.
Ratingen 2020
Was meinen Sie mit "in den Griff bekommen"?
Bohnen: Bedingt durch Werteverfall und Bindungslosigkeit ist die psychische und soziale Not enorm gewachsen, wobei ich der psychischen Not noch eine größere Bedeutung zumesse. Unsere in der Regel auf sechs Monate befristeten Beschäftigungsprojekte sind in der Regel völlig ungeeignet, jungen Menschen eine Perspektive für den ersten Arbeitsmarkt zu bieten. Sie fallen gleich wieder in ein Loch.
Welche Auswirkungen wird das haben?
Bohnen: Über einen ziemlich langen Zeitraum werden wir einige Generationen hoffnungsloser Menschen menschenwürdig zu versorgen haben. Es ist unabdingbar, über einen dauerhaften und unbürokratischen geregelten zweiten oder dritten Arbeitsmarkt nachzudenken. Da dürfen wir keine Zeit zu verlieren. Dazu gehört im besonderen Maße auch die Integration unserer ausländischen Mitbürger.
Wie sehen Sie die Zukunft der sozialen Verbände?
Bohnen: Die zukünftigen Aufgaben der sozialen Verbände liegen natürlich nach wie vor in den klassischen Hilfsangeboten. Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit wird die eingangs beschriebene Verknüpfung von Jung und Alt sein. Neue Formen des Zusammenlebens müssen entwickelt werden.
Denken Sie, dass das ehrenamtliche Engagement in Ratingen so stark bleibt wie bisher?
Bohnen: Davon bin ich fest überzeugt. Die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Arbeit ist ungebrochen. Der rege Zuspruch zur Freiwilligenbörse und die Mitarbeit bei der gerade gegründeten Tafel sind Beweis genug. Die vorhandene ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen den Verbänden, der Verwaltung und der Politik ist besonders förderlich.
Sind Sie in Sachen Ehrenamt zufrieden mit den Ratingern?
Bohnen: Ich bin mehr als zufrieden und überzeugt, dass viele Bürger noch dazu stoßen werden, wenn man sie richtig anspricht.
Sie sehen also voller Hoffnung in die Zukunft?
Bohnen: Sehr. Ich bin sicher, dass viele Menschen für die Mitmenschen eintreten würden, wenn sie nur von bestehenden Problemen wüssten. Grundsätzlich gilt: Wenn Menschen für Menschen eintreten, ist die Zukunft nicht hoffnungslos.