Ratingen: 25 Millionen Euro für Scheibenhäuser
Die LEG macht ernst, renoviert ihre drei Wohnklötze in Ratingen West und verspricht ihren Mietern dort den Himmel.
<strong>Ratingen. Nein, Himmelshäuser werden das nie. Da können die Damen und Herren der Landes-Entwicklungs-Gesellschaft (LEG) noch so viele Millionen Euro investieren und noch so viel erzählen. Dafür sind die Kästen einfach zu groß, zu massig, zu unpersönlich. Aber den Versuch ist es wert. Und seit gestern versucht die LEG es nun auch offiziell. Rund 25 Millionen Euro will der größte Vermieter Ratingens bis 2012 in die Papageien- oder Scheibenhäuser genannten Objekte investierten. Zum Startschuss kam sogar NRW-Bauminister Oliver Wittke (CDU), um zu verkünden, dass sein Ministerium sich mit einer Million Euro an den Kosten beteiligen werde.
So steht es auch auf dem riesigen Baustellenschild vor dem Haus Weimarer Straße 8. Und das Versprechen der LEG steht dort auch. "An manchen Orten ist der Himmel näher als anderswo", heißt es dort. Und LEG-Geschäftsführer Oliver Gabrian wurde nicht müde, von künftigen Himmelshäusern zu sprechen und davon, dass die Investition in die gut 30 Jahre alten Gebäude ein "deutliches Bekenntnis zum Standort" seien.
Aber macht eine transparente Fassade, machen neue Badezimmer, Fenster und frisches Weiß an den Wänden eine Anlage himmlisch, auf der etwa 2000 Menschen auf engstem Raum zusammenleben? Macht ein bisschen mehr Licht, ein wenig mehr Grün, mehr Glas und weniger Beton aus einen Wohnklotz ein Wohnparadies? Und reichen die Dachterrassen über dem 14. Stock tatsächlich irgendwie an den Himmel heran?
Und auch aus dem Munde ihres Lebensgefährten Dieter Herdt klingt die Beschreibung der Scheibenhäuser eher wie eine Hommage für eine Wohnidee, die in den 70er Jahren vor allem die Planer in Deutschlands Großtstädten elektrisiert zu haben scheint. "Ich habe schon in allen drei Häusern gewohnt", sagt der Rentner und bemüht sich erst gar nicht, den Stolz in seiner Stimme zu unterdrücken.
Mit Begriffen wie "Anonymität" und "Isolation" im Zusammenhang mit "ihren" Scheibenhäusern können Gisela Goos und Dieter Herbst nichts anfangen. "Ich sage immer, wie man es in den Wald hinein ruft, so schallt es zurück", sagt die Rentnerin. Sie fühle sich jedenfalls nie allein an der Weimarer Straße. Und überhaupt: Etwas Besseres könnten sie und ihr Partner sich auch gar nicht leisten.
Umso beruhigender ist, dass die LEG ihre Kaltmieten trotz der Millioneninvestition nicht erhöhen will. Das ist freilich nicht nur gutherzig, sondern auch Kalkül. Die demografische Entwicklung macht Mieter zu Mangelware. Leerstand ist teuer und eine zu hohe Fluktuation schadet der Wohnanlage und ihrem Besitzer.