Ratingen: „Armut ist politisch gemacht“

Feierstunde zum 25-jährigen Bestehen der Beratungsstelle für Schuldner- und Wohnungslose. Gastredner Friedhelm Hengsbach vertrat provokante Thesen.

<strong>Ratingen. "Armut ist von Menschen gemacht, nur Menschen können sie überwinden." Wie ein roter Faden zog sich dieser "Lieblingssatz" von Edith Bohnen, der Vorsitzenden des Sozialdienstes katholischer Frauen, durch die Feierstunde aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Schuldner- und Wohnungslosenberatung. Welche große Anerkennung und Achtung die Arbeit des SkF in Ratingen genießt, lässt sich an der Vielzahl der hochrangigen Gäste aus Politik und öffentlichem Leben ablesen, die gestern ins Pfarrzentrum von St. Peter und Paul gekommen waren.

Die Pionierarbeit des Ratinger SkF, der 1981 eine der bundesweit ersten Schuldnerberatungsstellen ins Leben gerufen hatte (ein Jahr später folgte die Wohnungslosenberatung) gilt heute noch als vorbildlich. Als vorbildlich wertete Bohnen in ihrer Begrüßung auch die "konkurrenzlose Zusammenarbeit" mit Stadt- und Kreisbehörden, die ein breites Netzwerk mit engen Maschen haben entstehen lassen. "Keine Masche davon ist überflüssig, es sind noch neue nötig."

Bürgermeister Harald Birkenkamp lobte die "wertvolle Arbeit, die aus der Stadt nicht mehr wegzudenken ist." Zwar habe Ratingen die geringste Schuldnerquote im Kreis, doch werde es immer wichtiger, gerade junge Leute vor der Schuldenfalle zu bewahren. Ausdrücklich würdigte Birkenkamp die über 200 haupt- und vor allem ehrenamtlichen Mitarbeiter des SkF - des ältesten Sozialverbandes in Ratingen, dessen Ideen aber immer jung und zeitnah seien.

Die provokanten Thesen bekamen nicht ungeteilte Zustimmung, sie regten aber zum Nachdenken an. "Der Mann hat mit vielem völlig Recht. Manches habe ich in solchem Zusammenhang noch gar nicht gesehen", war Regina Schmidt-Zadel, die frühere Sozialexpertin im Bundestag, angetan von Hengsbachs Ausführungen. Andere brummelten dagegen leise missmutig vor sich hin. Und Landrat Hendele hatte Antworten bekommen.