Ratingen: Bei vielen geht die Angst um

West: Der Verkauf der LEG löst bei vielen Mietern Sorge aus. Sie fürchten vor allem höhere Mieten.

Ratingen. Manche wussten schon Bescheid und hatten es in den Nachrichten gehört, andere erfuhren es erst durch die Nachfrage: Der Immobilienfonds der amerikanischen Investmentbank Goldman-Sachs, Whitehall, hatte für rund 3,5 Milliarden Euro den Zuschlag für die LEG erhalten. Damit werden auch gut 2800 Wohnungen in Ratingen den Besitzer wechseln. Betroffen sind davon etwa 9000 Mieter.

Bei vielen von ihnen geht die Angst um. Angst vor einer ungewissen Zukunft, Angst vor Mieterhöhungen, Angst vor Kündigungen. Manche hegen jetzt die schlimmsten Befürchtungen, manche sehen den Verkauf der LEG jedoch gelassen. "Mich juckt das nicht, ich habe keine Befürchtungen - ich ziehe im August sowieso aus", sagt Thomas Nonnenmacher. Er hat allerdings Verständnis für die Sorgen: "Da muss man dafür sorgen, dass es Sicherungen für die Mieter gibt."

"Das ist meistens Murks, wenn die Amerikaner in so ein Geschäft einsteigen. Das verheißt nichts Gutes", erklärte Wilhelm Walter. Er ist selbst zwar nicht Mieter der LEG, sorgt sich aber darum, dass der Verkauf an den Immobilienfonds negative Auswirkungen auf den ganzen Stadtteil haben könnte. "Die Amerikaner wollen doch immer nur eines: Profit machen."

"Ach Gott, muss ich jetzt raus? Verliere ich meine Wohnung?" Waltraud Fritz bricht in Tränen aus und erzählt von ihren Ängsten. "Ich bin Witwe, mein Mann hat nicht geklebt, und jetzt muss ich von einer kleinen Rente leben. Ich zahle 557 Euro und wohne seit 24 Jahren hier." Sie wohne auch gerne hier in West, trotz allem Gerede. "Hier kennt man sich und man hilft sich", sagt sie fast trotzig.

"Mal schauen, was kommt", bleibt Werner Graewer gelassen. Er wohnt in einer der LEG-Wohnungen an der Daimlerstraße, die gerade erst saniert wurden. Er sei mit der LEG eigentlich immer zufrieden gewesen.

"Die Zeche zahlen doch immer die kleinen Leute", regt sich eine Mieterin auf, die nicht genannt werden will. Erst vor kurzem habe man die Miete um fünf Euro erhöht, "das kommt jetzt bestimmt noch ganz dicke", fürchtet sie. Eine Nachbarin pflichtet ihr bei. "Gegen den Verkauf kann man nichts machen, aber rausschmeißen können die uns auch nicht!"

Im LEG-Mieterbüro an der Calor-Emag-Straße hat sich der Verkauf wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Die Stimmung sei "bescheiden", man habe ein "mulmiges Gefühl", was die Zukunft angehe.