Ratingen: Bei „Delphin 4“ tauchen Erzieherinnen häufig ab
Sprachtest: Pädagogen kritisieren das Testverfahren. Ihrer Meinung nach sind die Aufgaben zu leicht.
Ratingen. In Sachen Sprachstandserhebung herrscht noch Förderbedarf. Die Stadt veröffentlichte jetzt die Ergebnisse des Sprachtests namens Delphin 4 aus dem vergangenen Jahr. Demnach brauchen 103 Kinder eine Extraportion Sprachförderung. Doch nicht die Tatsache, dass einige Kinder Unterstützung brauchen, ist erstaunlich.
Viel überraschender ist, dass in vielen Kindertageseinrichtungen noch Unwissenheit über den Ablauf der Tests herrscht. Bei einer stichprobenartigen WZ-Umfrage in Kitas zu den aktuellen Ergebnissen von Delphin 4 stellte sich heraus: Viele Leiterinnen von Kindertagesstätten wussten nicht, wie der Test aussieht, was getestet wurde, wie viele Kinder am Verfahren teilnahmen und manche hatten sogar von Delfin 4 noch nie etwas gehört.
Nur eine von vier Leiterinnen war in der Lage, das komplette Testverfahren zu erklären und eine Einschätzung über den Sinn der Aufgaben abzugeben.
Dass viele Pädagoginnen keine Kenntnisse über den Inhalt des Tests haben, liegt vor allem daran, dass die Erzieherinnen bei Delphin 4 im besten Falle eine Nebenrolle spielen. Denn der Test findet zwar in der Kindertageseinrichtung statt, durchgeführt wird er aber von Grundschullehrerinnen. Sie sollen in zwei Testreihen beurteilen, ob die Kinder über einen ausreichenden Wortschatz verfügen, Sätze richtig nachsprechen können und die deutsche Grammatik beherrschen.
Die Erzieherinnen protokollieren in den meisten Fällen die Ergebnisse. "Das wurde von vielen Erzieherinnen kritisiert", sagt Jugendamtsleiterin Christa Seher-Schneid. Deshalb sollen beim diesjährigen Test die Erzieherinnen präsenter sein und auch den Test durchführen können. Es habe sich nämlich im vergangenen Jahr auch gezeigt, dass viele Kinder einfach den Test verweigert haben, weil sie einer fremden Person - der Lehrerin - keine Antwort geben wollten. "Da fehlte den Kindern das nötige Vertrauen", sagt Seher-Schneid.
So erklärt sich teilweise auch, warum nach der ersten Testreihe zunächst insgesamt 454 Kinder, in der zweiten nur noch 106 als förderungsbedürftig eingestuft wurden. Es gibt aber auch andere Erklärungen. So waren viele Erzieherinnen bei der WZ-Umfrage auch der Meinung, dass die Ergebnisse nicht den tatsächlichen Leistungen der Kinder entsprechen. "Die Messlatte ist im Test viel zu niedrig angelegt", sagt Nuria Modersitzki, Leiterin der Kita an der Emmauskirche. Die Aufgaben sind in vielen Fällen viel leicht für die Kinder. "Außerdem stellt sich auch die Frage, ob alle Aufgaben Sinn haben, zum Beispiel, wenn Kinder Nonsenswörter nachsprechen sollen". So werden in Delphin 4 Kinder unter anderem aufgefordert Wörter wie "Fari" oder "Sola" zu sagen.