Ratingen: Räuberjagd – ein Heidenspaß
Auf der Naturbühne feierte am Sonntag der „Räuber Hotzenplotz“ eine mitreißende Premiere.
Ratingen. Hilflos zappelt er in der Luft. Mehrere Meter über dem Boden hängt er mit seiner Seilbahn fest. Er kann weder vor noch zurück, der einzige Weg ist der nach unten.
So endete die wilde Flucht des notorischen Räubers Hotzenplotz am Sonntagnachmittag zur großen Freude aller kleinen und großen Besucher mit einem unfreiwilligen Bad im Teich vor der Naturbühne Blauer See.
So wie ab jetzt noch 32 weitere Male, hoffentlich immer mit so herrlichem Premierenwetter.
Die Handlung ist rasch erzählt: Kaum hat Wachtmeister Dimpfelmoser den bösen Räuber dingfest gemacht, wird er auch schon von dem Übeltäter überwältigt und im Spritzenhaus eingesperrt.
Hotzenplotz überfällt nun rüchsichtslos die arme Großmutter und futtert die Bratwürste, die eigentlich für Kasperl und Seppel gedacht waren - klar, dass die beiden pfiffigen Burschen das nicht auf sich sitzen lassen und den Unhold dingfest machen wollen.
Wie in den Vorjahren ist das Team vom Wittener "Theater Concept" für die Inszenierung an der Freilichtbühne verantwortlich, und wieder hat man sich mit "Neues vom Räuber Hotzenplotz" für einen echten Klassiker der modernen Kinderliteratur entschieden.
Zeitgemäß und vor allem der Bühnensituation entsprechend hat Regisseur Ralph Reiniger den Stoff ein wenig aufgemöbelt und mit atemberaubenden Actionszenen angereichert.
Neben dem erwähnten Sturz ins Wasser gibt es eine wilde Verfolgungsjagd mit Motorrad und der liebevoll gestalteten "Polente" von Wachtmeister Dimpfelmoser, der später auch unsanft in einem Gurkenfass von den Kalk-Klippen geworfen wird.
Und so war Langeweile in dieser rasanten Inszenierung ein Fremdwort. Die Zuschauer auf den vollbesetzten Rängen - die Naturbühne war nahezu ausverkauft - amüsierten sich köstlich und hatten ganz klar ihre Lieblingsszenen:
"Da, wo der Räuber Hotzenplotz ins Wasser gefallen ist!", verriet der siebenjährige Niklas in der Pause, sein Bruder Philipp dagegen fand eine andere Stelle sichtlich besonders witzig: "Als der Wachtmeister keine Hose anhatte!"
In der gut zweistündigen Aufführung agieren die sechs Schauspieler nebst Beagle Tino mit vollem Körpereinsatz, sie spielen, klettern, schwimmen, und was nicht noch alles - ohne dabei aber die Geschichte aus der Feder von Ottfried Preußler aus den Augen zu verlieren.
"Obwohl es ja recht lange dauert, können meine Kleinen der Handlung gut folgen", freute sich eine junge Mutter, "und wenn nicht, erkläre ich es ihnen eben, man hat ja zwischendurch immer mal etwas Zeit, wenn auf der Bühne nicht gesprochen wird."