Dichterkunst ohne Donnerwetter

Kultur: Lesung mit viel Humor und Selbstironie im Klosterhof.

Ratingen. Das Wetter passte eigentlich ganz gut zur Klosterhoflesung am Sonntagvormittag. Zwar gab es kein "Sommergewitter", so der Titel der Veranstaltung, aber eben auch keinen strahlenden Sonnenschein. Denn die Ära "Era" im Klosterhof geht im verflixten siebten Jahr zu Ende, wie Gisela Schöttler, die seit jeher die Lesungen souverän moderiert, wehmütig zu verkünden hatte.

Denn die Ratinger Volkshochschule muss das ehemalige Minoritenkloster, in dem sie bis jetzt untergebracht war, räumen und auch die Zukunft des Rathauses ist ungewiss. Klar ist nur, dass der Klosterhof zwischen diesen beiden Gebäuden für den Literaturkreis Era nicht länger nutzbar ist. Am 24. August wird die letzte Lesung in dem kleinen Idyll in der Innenstadt stattfinden.

Von derart düsteren Aussichten ließen sich die Veranstalter die gute Laune aber nicht verderben. Das Programm war überwiegend humorvoll ausgerichtet, den musikalischen Rahmen gestaltete Sänger Lorenz Görtzen, der ausgewählten Songs von Konstantin Wecker mit seinem unverwechselbaren Timbre seinen Stempel aufdrückte - immer mit einem Augenzwinkern und dem Hang zur großen Geste.

Mit eher kleinen Gesten ließ der Düsseldorfer Joachim P. Harms die Lyrik zu ihrem Recht kommen. Dabei überzeugte er durch eine herausragende Performance, denn seine Texte, die er frei aus dem Gedächtnis vortrug, seine Körpersprache und die Musik seines Gitarristen Christian Saueressig entwickelten gemeinsam ein faszinierendes Eigenleben, das mehr als bloß die Summe der einzelnen Teile darstellte.

Ruhiger ließ es ein "Altmeister" von Era, Siegried Jahnke, angehen. Der Erkrather schoss seine satirischen Blitze ruhig und besonnen diesmal gegen die eigene, dichtende Zunft ab. Mit süffisant analytischem Blick deckte er stilistische Fehlgriffe abstruser Textwelten gleichermaßen bei Dichterfürst Goethe, als auch bei einem trivialen Schlagertext auf.

In eine ähnliche Kerbe schlug der Ratinger Gastleser Peter von Kapri, dessen Reisebericht aus Ägypten höchstes Schmunzelpotenzial entfaltete. Mit Sibyl Quninke aus Wuppertal stellte sich auch ein neues Era-Mitglied vor.