Ratingen: Der Vespa-Sammler
Jörg Petrikowski nennt 15 der italienischen Kult-Roller sein eigen – alte und neue.
Ratingen. Strahlend blauer Himmel, die Sonne scheint. Von einem zufriedenen, motorischen Brummen begleitet, lässt Jörg Petrikowski sich bei einer Spritztour auf seinem Roller vom Fahrtwind so richtig durchpusten. "Und dieses Gefühl", berichtet Jörg Petrikowski und strahlt dabei bis über beide Ohren, "ist einfach unvergleichlich schön - vor allem auf einer Vespa."
Petrikowski ist kein normaler Vespafahrer, er ist leidenschaftlicher Sammler und Restaurator der kleinen italienischen Motorroller - vor allem von Modellen aus den 70er Jahren.
Zur Zeit sind 15 der Zweiräder in seinem Besitz. Ob im Vorzimmer seiner Firma, im Schuppen dahinter oder auch zu Hause: Überall stehen verschiedene Modelle in den unterschiedlichsten Farben herum. Vier davon sind beim Verkehrsamt angemeldet und fahrbereit.
"Die übrigen Vespas sind entweder Restaurierungsobjekte oder müssen einfach noch auf ihren Einsatz im Straßenverkehr warten", sagt der 42-Jährige, der seit rund 13 Jahren Inhaber einer Glaserei in Ratingen ist.
Im Alter von 20 Jahren packte Petrikowski das Vespa-Fieber - es ließ ihn seither nicht mehr los. "Es war der erste gemeinsame Urlaub mit meiner Frau. Da haben wir uns erstmals eine Vespa ausgeliehen", erinnert sich Petrikowski.
"Auf diesem Roller packte einen direkt das Gefühl des berühmten Dolce Vita." Ein Jahr später war der vierfache Familienvater selbst stolzer Besitzer eines solchen "Kultflitzers".
Heute genießt der Erstling noch immer einen besonderen Stellenwert in der Sammlung des langjährigen Mitglieds des Düsseldorfer Vespa-Klubs "Old-scool". "Ob für 20 oder für 1500 Euro, ich habe schon viele Roller in meinem Besitz gehabt. Aber diesen einen gebe ich nicht her.
Das wäre ja wie eine Scheidung." Andere Marken haben bei Petrikowski keine Chance: "Einmal hatte ich kurzzeitig einen anderen Roller, wollte ihn aber direkt wieder los werden. Für eine Vespa gibt es keinen Ersatz."
Sein Lieblingsmodell ist ein weißes, schlichtes aus Italien, das er in einem Internet-Auktionshaus erstanden hat und aus Spanien importiert. "Zuletzt habe ich sogar eine Vespa aus einem kleinen Ort 200 Kilometer hinter London abgeholt."
Zum Verkauf eines Rollers bekam er auch schon Besuch aus Italien. "Diese Kontakte entstehen meistens über die nationalen und internationalen Vespa-Treffen und halten ewig."
Am liebsten erinnert sich der Ratinger an das Vespa-Treffen in Turin. 5000 Vespa-Fans seien mit ihren Rollern dort gewesen und als Höhepunkt der Veranstaltung gemeinsam durch die Turiner Innenstadt gefahren. "Es war wie das Treffen einer großen Familie."
Großartig verdient hat er durch die Verkäufe der Roller bislang nicht. "Ich restauriere die Roller nicht, um Geld zu verdienen sondern aus Spaß. Ich möchte nur das Geld zurück, das ich selber investiert habe."
Bis auf die Lackier- und Motorarbeiten restauriert und repariert Petrikowski an den Zweirädern alles in Eigenregie. "Es macht riesigen Spaß, aus etwas Altem etwas Neues zu machen." Leider habe er dazu im Moment wenig Zeit. Eine Restaurierung kann zwischen drei und fünf Monate in Anspruch nehmen.
Die Zeit dazu wird er sich aber wieder nehmen (müssen): Seine älteste Tochter wird bald 18 Jahre alt und macht den Führerschein. "Sie soll natürlich möglichst auf einer Vespa den Ratinger Straßenverkehr unsicher machen."