Wülfrath: Fahrstuhl streikt seit Wochen

Gehbehinderte Senioren müssen sich durchs Treppenhaus quälen.

Wülfrath. Wilhelm Droste (92) müsste dringend zum Augenarzt. Doch er ist nicht mehr gut zu Fuß und auf den Aufzug im Haus Flügelskämpchen 4, wo Senioren wohnen, angewiesen. Doch der streikt seit dem 6. März. Und die 15 Parteien, die im viergeschossigen Haus wohnen, haben das Nachsehen. Fast alle sind gehbehindert, auf den Stock oder den Rollator angewiesen.

"Am 5. März kam es schon zu Störungen", sagt Bernhard Leermann, der gemeinsam mit seiner Frau Marianne Wilhelm Droste seit zehn Jahren betreut. "Jetzt kommt doch die Zeit, wo man mal einen kleinen Ausflug unternehmen oder im Städtchen spazieren kann", sagt Leermann, doch ohne Aufzug sei daran nicht zu denken. Von der vierten Etage, wo Wilhelm Droste wohnt, sind es 49 Stufen bis zum Erdgeschoss.

Seit dem 6. März hängen auf allen Etagen Zettel mit der Aufschrift, dass der Fahrstuhl nicht funktioniert. Der Antriebsmotor sei nicht funktionstüchtig. Die Reparatur könne sich ein paar Tage hinziehen, der Schaden würde so schnell wie möglich behoben, steht dort - das ist mittlerweile vier Wochen her.

Christa Schulz (74) wohnt seit zweieinhalb Jahren in der Seniorenwohnung am Flügelskämpchen. "Ich bin auch schon im Aufzug steckengeblieben", sagt sie. Der Aufzug sei schon eine Weile nicht mehr störungsfrei gefahren.

Magdalena Meyerink (79) und Inge Becker (71) können schlecht laufen. "Das ist grauenhaft hier", sagt sie. "Wie im Gefängnis", urteilt Maria Späth (88).

Der Vermieter wohnt in Holzwickede. Bernhard Leermann hat sich um Kontakt bemüht, hat aber nur ein Fax nach Holzwickede senden können: "Herr Droste ist nicht mehr in der Lage, die Treppe zu benutzen, dringende Arztbesuche mussten schon abgesagt werden", schrieb er.

Gehört hat er nichts. Christa Schulz hat mit dem Vermieter gesprochen. "Er sagte, dass er ein Angebot eingeholt habe, doch sei ihm die Reparatur zu teuer gewesen." Mathias Schmidt, Fachanwalt für Miet- und Wohneigentumsrecht aus Essen rät den Mietern, einen Anwalt einzuschalten.

"Es gibt ein Recht auf einen funktionierenden Aufzug. Man kann die Miete kürzen, doch muss man damit vorsichtig sein. Der Mangel muss dem Vermieter mitgeteilt werden."

"Bis Ostern läuft der Aufzug sicher nicht", meint Droste. "Ich habe keine Chance auf einen Ausflug an den Feiertagen", bedauert der Senior.