Ratingen: Eine Flut von Apotheken am Marktplatz
Rund um den Marktplatz gibt es acht Geschäfte, in ganz Ratingen sogar 26. Die Branche steht schwer im Wettbewerb.
Ratingen. Es gibt Städte, da klagen die Bürger über die zuviele Ein-Euro-Shops in der Innenstadt. Oder sie ärgern sich über die hohe Zahl der Handy-Läden. In Ratingen wundern sich viele Einwohner über die Flut der Apotheken und sagen, es gebe zuviele.
Ein kurzer Bummel rund um den Marktplatz bestätigt diesen Eindruck. Acht der Läden mit dem charakteristischen roten "A" finden sich in der Nachbarschaft. 26 Apotheken gibt es nach Auskunft der Apothekerkammer insgesamt in Ratingen, das neueste Geschäft eröffnete erst vor kurzem.
Möglich macht das die Niederlassungsfreiheit der Apotheker. "Jeder kann überall ein Geschäft eröffnen - mit bis zu drei Filialen", sagt Dr. Franz-Josef Schulte-Löbbert, Geschäftsführer der Apothekerkammer Nordrhein in Düsseldorf. Doch er räumt ein: "Es gibt zuviele."
Selbst Apotheker sprechen von einer Überversorgung. Für die Verbraucher eine angenehme Situation, aber bei den Apothekern wächst der Konkurrenzkampf. "Es ist längst keine Goldgrube mehr", sagt Schulte-Löbbert.
Die meisten der Neueröffnungen in Ratingen seien Filialen von bereits bestehenden Apotheken, sagt Dr. Klaus Herrmann, Inhaber der Obertor-Apotheke in Ratingen und seit 15 Jahren für den Notdienstplan zuständig. Er selbst habe auch vor der Entscheidung gestanden, mehrfach überlegt, durchgerechnet - und sich am Ende gegen eine eigene Filiale entschieden.
"Die Personalkosten sind einfach zu hoch, da immer ein Apotheker vor Ort sein muss. Und man kann sich ja schließlich nicht teilen." Seiner Meinung nach suchten viele Kollegen ihr Heil in den Filialen, wenn es im Stammgeschäft nicht mehr so gut laufe. Aber der "Kuchen" werde, so Herrmann, ja nicht größer.
Im Gegenteil: Die Apotheker stehen in einem harten Wettbewerb, nicht nur untereinander, auch der Versand- und Internethandel tut ein übriges. "Der Gesundheitsmarkt ist in Bewegung, das trifft auch uns", sagt Dr. Walter Leven, Inhaber der Adler-Apotheke und der Doc-Morris-Filiale.
Aber jeder sei seines Glückes Schmied. Er sieht im Versandhandel gar nicht so ein großes Problem. "Viele Kunden kaufen ihre Medikamente spontan."
Deshalb setzt der Apothekerstand auch weiterhin auf die persönliche Beratung vor Ort. Das sei der Pluspunkt gegenüber der anonymen Auskunft einer Telefon-Hotline. Und je älter der Patient werde, desto größer sei die Chance, dass er sich eine Stamm-Apotheke suche.
Mit den Angeboten im Internet könne man aber nur schwerlich mithalten. Ein Dorn im Auge ist vielen, dass ausländische Anbieter bei verschreibungspflichtigen Medikamenten nicht an Preise gebunden sind.
"Das ist schon Inländerdiskriminierung wie es bei der EU so schön heißt", sagt Herrmann. Der Bundesgerichtshof soll sich demnächst mit dem Problem befassen und - wenn es nach der Kammer geht - den Versand komplett verbieten.