Ratingen: Die Tafel erstickt im Müll
Die drei 1100-Liter-Container sind schnell voll. Drei Leerungen pro Woche genügen nicht.
Ratingen. Die Ratinger Tafel hat ein Problem, ein Müllproblem. Denn nicht alles, was tagtäglich an Lebensmittelspenden bei der Ratinger Tafel eingeht, kann auch weitergegeben werden. Vieles taugt wirklich nur noch für die Abfalltonne: Matschiges Obst, angefaultes Gemüse, aufgeplatzte Packungen. Die drei großen Müllcontainer sind meistens schneller voll, als den ehrenamtlichen Helfern lieb ist.
Dazu kommen noch zahlreiche Kartons und Holzkisten, die entsorgt werden müssen. An manchen Tagen wissen die Mitarbeiter nicht wohin damit. Und das stinkt manchen Anwohnern. Vor allem an heißen Tagen verbreiten die randvollen Container einen penetranten Gestank und ziehen Mücken an.
Dabei hat die städtische Müllabfuhr der Tafel bereits drei 1100-Liter-Container zur Verfügung gestellt, die dreimal wöchentlich geleert werden: montags, dienstags und donnerstags. Dabei wäre vor allem eine Leerung am Samstag wichtig, am besten nach der Ausgabe. Diesen Leerungstermin gab es bereits. Nach der Reinigung des Wochenmarktes fuhren die Baubetriebshofmitarbeiter noch für eine halbe Stunde bei der Tafel vorbei.
Doch die Stadt hat diesen Termin aus Kostengründen gestrichen: Die angefallenen Wochenend-Überstunden der Müllmänner konnten "aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen nicht mehr im Rahmen des Zeitausgleichs aufgefangen werden", teilt Jürgen Peters, Leiter des Abfallamtes, in einem Schreiben an den SPD-Fraktionsvorsitzenden Christian Wiglow mit. Der hatte von den Müllproblemen erfahren und um Beibehaltung des früheren Abfuhrrhythmus gebeten.
Peter Bohnen, Hauptorganisator der Tafel, hatte zwischenzeitlich gemeinsam mit dem Baubetriebshof nach Lösungen gesucht. "Die Stadt hat uns ein Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt, mit dem nach der Leerung die Tonnen ausgespritzt werden. Das hat schon einmal das Geruchsproblem erheblich verringert", sagte Bohnen. Das Problem der vielen Kartonagen und Obstkisten sei auch gelöst - die werden von einer Düsseldorfer Recyclingfirma abgeholt.
Das Behältervolumen von insgesamt 9900 Litern pro Woche reicht dennoch nicht immer aus. An sechs Tagen in der Woche gehen inzwischen die Waren bei der Tafel ein. "Dabei sortieren wir schon beim Abholen grob aus, um die Abfallmenge zu verringern", erklärt Bohnen.
Doch gerade bei leicht verderblichen Waren wie Obst und Gemüse sieht man erst auf den zweiten Blick, was ins Regal darf und was in die Tonne muss. Auch nach der Ausgabe bleiben immer Lebensmittel übrig, die keine längere Lagerung mehr vertragen. Wenn die Container dann voll sind, müssen die Helferinnen die Abfälle auch schon einmal in Säcke packen.
Jürgen Peters will mit der Tafel im Gespräch bleiben und stellt auch ein Verschieben der Leerungstermine in Aussicht: etwa von montags auf samstags - allerdings vor der Ausgabe. Bohnen: "Das wäre eine Lösung, dann bliebe der Abfall nicht das ganze Wochenende im Container."
Eine noch häufigere Leerung schließt Peters allerdings aus: Schon jetzt entstehen der Stadt Kosten in fünfstelliger Höhe, die nicht in die Gebührenverteilung einfließen.
Die Lage zusätzlich entschärfen könnten weitere Kühlmöglichkeiten. Die vorhandenen Kühlschränke - teilweise aus der Möbelkammer - sind völlig ausgelastet. Auch die Stromkosten sind enorm: Zwischen 9000 und 11000 Euro muss die Tafel dafür jährlich aufbringen. Die Räume stellt die Gemeinde St. Peter und Paul kostenlos bereit.