Ratingen: Ein Star mit Anlaufschwäche
Dire Straits-Mitbegründer David Knopfler hat „Voices“ eröffnet.
Ratingen. Das zweite Ratinger "Voices"-Festival hatte noch nicht begonnen und war schon ein voller Erfolg: Vier der sechs Veranstaltungen waren am Dienstagabend bereits ausverkauft, für die anderen gab es nur noch Restkarten.
Kein Wunder: Große Namen und Geheimtipps von nationalem und internationalen Format geben sich eine Woche lang in Ratingen die Klinke in die Hand - "für Ratingen ist das keine Selbstverständlichkeit", sagte ein gut gelaunter Kulturdezernent Dirk Tratzig zur Eröffnung, ehe er den Star des Abends ankündigte: David Knopfler.
Der Name sorgt bei Insidern für Begeisterungsstürme, so dass nicht wenige Besucher längere Anfahrtswege in Kauf nahmen. Der wohl dosierte Ruhm des Schotten basiert auf dem Umstand, dass er in den 1970er Jahren mit seinem Bruder Mark die "Dire Straits" gründete, zwei gefeierte Alben aufnahm und die Band dann verließ - die eigene kreative Freiheit war ihm wichtiger als kommerzieller Erfolg.
Seither hat er zehn Soloalben veröffentlicht und tourt rund um den Erdball, wobei er offenbar meist in größeren Locations auftritt: "Oh, what a lovely little theatre", kommentierte er das Ratinger Stadttheater. Very british und sympathisch, von Starallüren keine Spur.
Mit seiner Liveband aus routinierten Profimusikern ließ er es zunächst ruhig angehen. Zu ruhig, denn es plätscherte recht uninspiriert dahin. Pianist Harry Bogdanovs verspielte sich häufig, und Knopflers Gitarre war kaum zu hören.
Doch das sollte sich alles ändern, denn mit jedem Song stieg die Stimmung auf der Bühne, Knopfler drehte seinen Verstärker Stück für Stück weiter auf, bis gegen Ende der ersten Hälfte endlich sein vitales, charakteristisches Spiel bis in die letzte Reihe durchdrang. Spätestens jetzt war der schwache Einstieg mehr als vergeben und vergessen.