Wülfrath: Gefällte Bäume machen Biologie-Lehrer zornig
Wer hat die Planung für die Fotovoltaik-Anlage auf der Realschule zu verantworten? Nicht nur in der Politik wächst der Unmut über die Aktion, bei der 15 Bäume gefällt wurden.
Wülfrath. Nun ist der Trompetenbaum auch im Rat angekommen. Warum er und andere zum Teil mehr als 50 Jahre alte Bäume an der Theodor-Heuss-Realschule gefällt werden mussten, damit auf den Dächern eine Fotovoltaikanlage installiert werden kann, will nicht allen einleuchten. Und so wird nachgehakt. Doch klare Antworten bleiben aus, so dass sich auch demnächst der Umweltausschuss mit diesem Thema befassen muss.
Landschaftswächter Jochen Gödde schüttelt den Kopf. Mit einem Zentimetermaß misst er den Durchmesser der alten Esche, die noch in den Herbstferien auf der Wiese am Schulhof stand. "Mehr als 80 Zentimeter." Für den Wülfrather, der für die Grünen im Kreistag sitzt, schüttelt immer wieder den Kopf. "Wie kann das Fällen von 15 Bäumen im Einklang mit der Baumschutzsatzung stehen? Sie soll doch schützen." Er betont, dass "ich für Fotovoltaik bin. Aber hier werden Bäume und Fotovoltaik gegeneinander ausgespielt".
Damit werde dieser Technik ein Bärendienst erwiesen. "Sympathisch kommt das bei den Schülern nicht an." Für Gödde ist es "schlichtweg skurril", dass die Stadt offenbar erst einen Vertrag mit dem Fotovoltaiklieferanten macht und danach eine Baumfällaktion veranlasst. Gödde: "So etwas muss vorher besprochen werden."
"Wie das gelaufen ist, ist ein Unding." Frieder Winterberg, Leiter der Realschule, ist ein Freund klarer Worte. So regt es ihn auf, dass er vor etwa acht Wochen zufällig mitbekommen hat, dass auf dem Schulgelände Bäume zu Gunsten der Solaranlage weichen müssen. "Ich hatte um eine Liste gebeten, um diese mit den Biologie-Lehrern zu besprechen. Das hat man mit zugesagt. Ich habe sie aber nicht bekommen."
Stattdessen wurde er in den Ferien per Telefon informiert, dass die Fällaktion beginnt. "So einen alten, großen Baum da liegen zu sehen, tut in der Seele weh." In der Schule werde diese Aktion kritisch gesehen. "Unsere Biologie-Fachschaft ist richtig zornig. Die will das so nicht hinnehmen", so Winterberg. "Und ich habe größtes Verständnis dafür."
Im Rat will Stephan Mrstik von der Verwaltung die Hintergründe des Baumfällens in Erfahrung bringen: Wer hat die Planung übernommen? Wer hat die Fällung genehmigt? Die Verwaltung will schriftlich antworten. Mrstik: "Das ist doch alles widersinnig." Jürgen Hackenberg (DLW) berichtet, dass bei den Fällungen "auch ein Nadelbaum auf meinem Privatgrundstück umgehauen wurde". Das Kopfschütteln im Rat nimmt zu - Galgenhumor macht sich breit. "Gab es noch andere Bewerber, die den Zuschlag wegen der Bäume nicht bekommen haben?" Die Verwaltung zuckt mit den Schultern.
Wie die WZ erfahren hat, gab es in der Tat ein Wülfrather Investoren-Duo, dass Fotovoltaikmodule auf die Realschule setzen wollte. Schon im Frühjahr hat es Vor-Ort-Termine gegeben. "Da wurde uns gesagt, dass die Bäume nicht gefällt werden dürfen", sagt der Ingenieur (Name der Redaktion bekannt). Dies, gibt er zu bedenken, wäre aus seiner fachlichen Sicht nicht nötig gewesen: "So hoch waren die meisten Bäume gar nicht. Es hätte gereicht, die Krone etwas zu kappen." Als er von den Fällungen in der Zeitung gelesen hat, "habe ich mich schon gewundert".