Ratingen: Wohlige Wärme aus dem Wald – ein Höseler macht’s vor
Günter Hoffmann heizt mit Holz. Die Technik ist noch selten, aber zukunftsweisend.
Hösel. Während es draußen knackig kalt wird, sitzen drinnen viele Hausbesitzer und grübeln, wie sie warm und günstig über den Winter kommen. Günter Hoffmann hat derlei Sorgen nicht. "Ich muss mich nicht mehr über die steigenden Rohölpreise ärgern", sagt der 70-Jährige, und ein Lächeln umfliegt seine Mundwinkel. "Das dort ist mein ganzer Stolz", verrät der ehemalige Kaufmann mit dem Hang zum Praktischen und zeigt erst die Stückholzheizung im Keller, dann die Sonnenkollektoren auf dem Garagendach. "Seit ich die habe, geht’s mir wohler."
Vor etwa einem Jahr riss bei dem Höseler der Geduldsfaden. "Jahr für Jahr musste ich fürs Heizen tiefer in die Tasche greifen", sagt er. Trotz Dachisolierung und anderer baulicher Maßnahmen. 48,4 Cent zahlte er 2007 pro Liter Öl, 2600 Liter pro Jahr flossen durch die Leitungen. "Das war ein ganz schöner Batzen. Und wer weiß, wohin die Reise noch geht?" Denn der Ölpreis ist zwar gerade relativ niedrig, dafür aber sehr launisch.
Heute interessiert Günter Hoffmann viel mehr, in welchem Wald er seine nächsten Holzscheite abholt oder welcher Forstwirt ihm eine neue Ladung vorbeibringt. "Durchs Oberlicht rumpelt das Holz in den Keller. Wie früher die Kohlen", berichtet Hoffmann. Meist lässt er sich seinen naturbelassenen Brennstoff nicht liefern, sondern greift selbst zur Säge.
"Ich gehe natürlich nicht in irgendeinen Wald, sondern dorthin, wo die Forstverwaltung auf Kunden wie mich eingerichtet ist." Etwa 25 Euro kostet Hoffmann der Festmeter - der etwa einem Kubikmeter reiner Holzmasse entspricht. Immerhin schon 70 Euro wären es mit Anlieferung. Um muckelig warm über den Winter zu kommen, brauchen die Hoffmanns etwa zehn Festmeter.
Wofür der Höseler, der als Hobby-Imker außerdem seinen eigenen Honig produziert und fürs Frühstücksei auch noch mehrere Hühner hält, sehr wohl in die Tasche greifen musste, ist die Heizungsanlage.
Die ist von einem herkömmlichen Ofen in der guten Stube allerdings auch meilenweit entfernt. Rund 12000 Euro hat ihn die Stückholzheizung - eine dreiteilige Kombination aus Holzvergaser, 800-Liter-Wasserkessel und 600-Liter-Boiler - gekostet. "Unterm Strich und auf Dauer rechnet sie sich aber", sagt er.
Jedenfalls bestreiten er und seine Frau mit der Anlage den gesamten Wärmebedarf. "Wir haben sogar einen Überschuss an Energie", so Hoffmann. Den speist er dann in Absprache mit den Stadtwerken ins öffentliche Netz ein.
Der Vorgang im Ofeninneren - zum Beispiel wird das Holz nicht verbrannt, sondern bei 1400 Grad in der Brennkammer regelrecht pulverisiert - ist zwar einigermaßen kompliziert. "Dafür ist das Bedienen der Anlage kinderleicht." Ein allmorgendlicher Gang in den Keller, ein Kontrollblick aufs Display - das war’s in der Regel. "Manchmal muss ich ein paar Holzklötze nachlegen."
Angefeuert wird die Anlage mit Zeitungspapier, gefüttert danach mit zwei Jahre abgelagertem, luftgetrocknetem Holz - meist Buche, Tanne, Birke oder Eiche. Außerdem das, was von den Nachbarn kommt. "Wenn irgendwo ein Baum gefällt wird, klingelt das Telefon", so Hoffmann, in dessen Garten sich das Holz in einem selbst gebauten Unterstand stapelt. Damit auch die Enkel etwas von Opas Hobby haben, hat Günter Hofmann obendrauf ein Baumhaus gebaut.