Ratingen: Gutes Essen für kleines Geld

Im Zentrum für Arbeitslose in Ratingen lernen Hartz-IV-Empfänger, wie sie sich mit wenig Geld gesund ernähren können.

Ratingen. Längere Zeit keine Arbeit, gleich mehr Pfunde auf den Rippen. Das ist das traurige Prinzip, das vielen Langzeitarbeitslosen im wahrsten Wortsinn schwer zu schaffen macht. "Ich kann zusehen, wie die Arbeitslosen mit jedem Monat ihrer Beschäftigungslosigkeit immer mehr zunehmen", sagt Monika Schäfers, Fallmanagerin bei der Arge am Stadionring.

Sie ist zu Besuch im Zentrum für Arbeitslose in Ratingen (ZAR). Dort gibt es seit neuestem ein Ernährungsberatungsprogramm. Schäfer will sich anschauen, ob sie das Programm ihren Klienten in der Arge weiter empfehlen kann.

Jetzt trafen sich zum ersten Mal Leute, die versuchen wollen, sich mit wenig Geld möglichst gesund zu ernähren. Geleitet wird der Kurs von der Gesundheitspädagogin Agnes Schlüter-Michel. Sie wird in den kommenden vier Wochen den Kursteilnehmern erklären, in welchen Nahrungsmittel besonders viel Fett ist, wird mit ihnen einkaufen gehen und gemeinsam ein Gericht kochen, das den Standards einer gesunden Ernährung entspricht: also mit möglichst viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten und wenig Fett, Zucker und fettem Fleisch.

Agnes Schlüter-Michel weiß aus Erfahrung, warum gerade Arbeitslose oft ein Problem haben, diese Regeln einzuhalten und dadurch zunehmen. "Diesen Menschen fehlt zum einen der geregelte Tagesablauf, den sie bei einer Beschäftigung hätten. Dadurch essen sie unregelmäßiger. Zum anderen bewegen sich die meisten weniger, wenn sie nicht arbeiten." Aber auch der Frust über die eigene Situation lasse viele wahllos alles in sich hineinstopfen.

Katharina Zerbe, eine Teilnehmer des Kurses, hat allerdings andere Probleme. Sie muss mit Arbeitslosengeld II, landläufig als Hartz IV bekannt, auskommen. Das sind 347 Euro, die sie im Monat zum Leben hat. "Wenn ich alles bezahlt habe, dann bleiben mir noch sechs Euro pro Tag", erzählt sie.

Und davon müsse sie noch Hygieneartikel kaufen. Ihr bleibt also noch weniger Geld für Lebensmittel übrig. "Ich will mich aber gesund ernähren und muss das auch, weil ich chronisch krank bin. Ich kann mir keine Mangelernährung erlauben", sagt sie und fragt kritisch in die Runde: "Ist das überhaupt möglich mit so wenig Geld?"

Schnell entbrennt eine Diskussion über die teuren Preise für Obst und Gemüse auf dem Markt. Doch Ernährungsberaterin Agnes Schlüter-Michel klärt auf: "Doch, das ist möglich. Gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse müssen nicht teuer sein. Wichtig ist es, Preise zu vergleichen und noch wichtiger, nur die Dinge zu kaufen, die auch gerade geerntet werden." Dann seien Erdbeeren, Tomaten und Kohlrabis nicht teurer als die vermeintlich günstigeren Fertigprodukte wie Tiefkühlpizzen, Konserven und Tütensuppen.

Manuela Kraft hört aufmerksam zu. Denn sie ist zu dem Kurs gekommen, weil sie will, dass sich "ihre kleine Familie" gesund ernährt. Die Alleinerziehende lebt mit ihrer Tochter. "Mir ist es wichtig, dass mein Kind gute Sachen isst, aber das ist schwierig mit wenig Geld. Ich hoffe, dass ich viele Tipps bekomme", erklärt sie, warum sie zu dem Kurs gekommen ist.

Dass solche Frauen wie Manuela Kraft zu der Beratung kommen, findet Agnes Schlüter-Michel besonders klasse: "Gerade wenn Kinder in Familien sind, ist eine gesunde Ernährung wichtig. Denn ob Menschen später gerne gesunde Dinge essen, ist eine Lernsache, die Kinder vom Elternhaus mitbekommen", sagt die Gesundheitspädagogin.