Ratingen: Helfer warten auf den Anruf

Die Ratinger Experten für Wasseraufbereitung sind bereit, sofort nach China oder Birma aufzubrechen.

Ratingen. Jedes Mal wenn das Telefon klingelt, dann zucken die Männer vom THW zusammen: Es könnte ihr Einsatzbefehl sein, für den sie seit Tagen in Bereitschaft stehen. Für diesen Fall liegt das Gepäck bereit, Reisepässe und Visa-Anträge sind vorbereitet und auch der Arbeitgeber weiß Bescheid.

Sie können alles stehen und liegen lassen, und innerhalb von sechs Stunden könnten die Männer im Flieger nach Asien sitzen, entweder nach China oder Birma. Einer von ihnen ist Alexander Kindler von der Fachgruppe Trinkwasserversorgung. Er war schon 2005 nach dem Tsunami im indonesischen Banda Aceh im Einsatz. "Da haben wir vier Wochen lang bis zum Hals im Dreck gestanden", erinnert er sich.

Zusammen mit Andre Stadtfeld, Ralf Ragotzi und Eugen Federherr gehört Kindler zur so genannten "Seewa" (Schnell-Einsatz-Einheit-Wasserversorgung-Ausland). Sie können im Ernstfall innerhalb weniger Stunden in ein Krisengebiet aufbrechen und vor Ort die ersten Hilfsmaßnahmen koordinieren. So kehrte beispielsweise Eugen Federherr erst vor sechs Monaten aus Uganda zurück, Ragotzi war nach einem schweren Erdbeben im Iran im Einsatz.

Und auch jetzt stehen die Männer vom THW Ratingen wieder Gewehr bei Fuß, falls die Regierungen in Birma oder China ihre Hilfe anfordern. "Eine kleine Gruppe vom THW ist momentan zwar vor Ort, aber ein weiterer Einsatz ist noch nicht definitiv geplant. Wir stehen in Wartestellung", erklärt Nicolas Hefner, Pressesprecher des THW.

Die Trinkwasseraufbereitungsanlage aus Ratingen wurde bereits vor eineinhalb Wochen nach Rüsselheim ins Zentrallager gebracht. "Unsere Teams können innerhalb von sechs Stunden aufbrechen", so Hefner. Ob es dazu kommen wird, ist allerdings noch ungewiss.

Doch auch ohne einen weiteren Auslandseinsatz können sich die ehrenamtlichen Helfer nicht über Langeweile beklagen. Erst im vergangenen Monat musste die Trinkwasserabteilung nach Leichlingen ausrücken, als nach einem Großbrand das Leitungswasser verschmutzt war.

Von Sonntagabend bis Montagnachmittag versorgten sie die Anwohner mit rund 40 000 Litern Trinkwasser. Dazu kommen immer wieder Übungen und Schulungen. "Wir versuchen natürlich, aus unseren Einsätzen zu lernen und unsere Effektivität zu steigern", erklärt Alexander Kindler. Deshalb gibt es immer wieder Einsatzbe+sprechungen.

Doch natürlich sind Einsätze wie der in Leichlingen mit großen Einsätzen in einem Katastrophengebiet nicht zu vergleichen. "In Leichlingen gab es ja sauberes Wasser, es musste nur transportiert und verteilt werden", so Kindler. Im Ausland ist dagegen nicht nur Wasser zu verteilen, sondern auch die Brunnen müssen wieder in Stand gesetzt und gesäubert werden.

Dazu wird auch Aufklärung über Hygiene betrieben. "Und die Menschen vor Ort freuen sich immer sehr, wenn wir da sind. Das gibt auch uns einfach ein gutes Gefühl", erklärt Kindler.