Ratingen: Lieblingsplätze - Kraft tanken am Kapps Teich

Pfarrer Thomas Gerhold hat die WZ in den Wald im Osten der Stadt geführt. Das Gebiet zeigt dem Geistlichen immer wieder "das Wunder der Schöpfung".

Ratingen. Sport und Bewegung sind Thomas Gerhold wichtig. "Eine Auszeit braucht jeder", sagt er. Und so kommt es, dass er pünktlich und bestens gelaunt am Treffpunkt erscheint - auf der Aue, am Wanderparkplatz. Trotz vollen Terminkalenders.

Der 41-jährige hat an diesem Morgen die Laufschuhe geschnürt. Zweimal pro Woche hält sich der Pfarrer der Friedenskirche in den Wäldern in Ost fit. Und bei der Frage nach seinem Lieblingsort in Ratingen musste er gar nicht lange überlegen. "Da gehen wir an einen Platz im Wald." Welchen genau? Das verrät er nicht. Der Ort soll wirken, findet er. Und er ist gespannt, ob für andere die gleiche Faszination von ihm ausgeht, wie für ihn. . .

Es geht auf den Wanderweg, der vom Wanderparkplatz auf der Aue in Richtung Hahnerheide abzweigt. Rechts liegt ein Waldstück, dahinter liegt Gerholds "Viertel". Seit zwei Jahren ist er Pfarrer in Ost. Und: Er kennt die Menschen, die hier leben. Er trifft sie im Gottesdienst, in der Freizeit, beim Einkaufen und eben beim Laufen.

"Hier hinten steige ich normalerweise auch zum Sport in die Waldwege ein", deutet Gerhold in die Richtung, wo er die Straßen Am Waldrand und Birkenkothen vermutet. 40 Minuten braucht er für seine regelmäßige Laufrunde. Überhaupt ist der Familienvater gern in Bewegung. Im Urlaub sind die Berge ein Ziel. Genauer: deren Gipfel. "Wandern ist eines meiner Hobbies", so Gerhold. Ein Höhepunkt in seinem Leben war bisher die Besteigung eines 6000ers in den Anden. "Da ist man dem Himmel so nah - einfach überwältigend."

Gerhold läuft, an der Hahnerheide vorbei und bergab - in eine Senke. Der Wald erwacht gerade erst aus dem Winterschlaf. "Schön ruhig ist es hier", sagt der Pfarrer - und meint damit wohl eher die Menschenleere. Denn still ist es hier nicht gerade. In der Ferne rauschen die Autos über die A44 und A3. Doch das stört nicht. Gerhold spricht über Orte und was sie Menschen bedeuten können. "Wohl jeder Mensch kennt Plätze, die für ihn etwas Besonderes sind." Cafés, die man zu Studentenzeiten besucht hat, ein Berggipfel - "Orte, an die auch ich gerne zurückkehre, weil ich dort Kraft tanken kann."

Der Wanderweg liegt im Schatten der Bäume. Doch in der Senke und nach einer Biegung ändert sich plötzlich das Licht. Das ist der Moment, da sich das Geheimnis von Gerholds Lieblingsort quasi von selbst lüftet. Es ist der Kapps Teich vor Gut Kapp. Ruhig und wild-romantisch liegt er am Waldrand.

Etwa ein Drittel seiner regelmäßigen Laufstrecke hat Gerhold hier hinter sich. Was den Ort zu einem besonderen Platz macht? "Dazu gibt es eine Geschichte", so Gerhold. Eines seiner Gemeindemitglieder komme oft zum Musizieren hierher. Einmal erzählte der Mann dem Pfarrer, dass er bei einem Halt am Wasser quasi "Besuch" von einer Ringelnatter mit Jungtieren bekommen hat. "Eines Tages traf ich ihn hier. Und wer kam vorbei? Die Ringelnatter!" sagt er lachend.

Thomas Gerhold wurde 1965 in Gummersbach geboren und war schon als Jugenlicher in seiner Gemeinde aktiv. 1992, nach seinem Theologie-Studium reiste er nach Spanien und Südamerika und arbeitete als freier Journalist. 1993 begann er sein Vikariat in Düsseldorf. Bevor er nach Ratingen kam, arbeitete er beim WDR-Fernsehen in der Redaktion "Religion und Philosophie" mit. Seit 2000 ist Gerhold als Pastor nach Ratingen. Seit 2002 ist er Pfarrer in der Friedenskirche.