Ratingen: Lokführer unter Volldampf

David Uhr(29) gründete vor fünf Jahren die Privatbahn Railflex – und erfüllte sich damit einen Traum.

Ratingen. Für David Uhr stand schon in jungen Jahren fest: "Entweder werde ich Feuerwehrmann oder Lokführer. Für einen Jungen ganz verständliche Berufswünsche", sagt der 29-jährige Ratinger. Letztlich entschied er sich für die Lok. Vor fünf Jahren machte er sich selbstständig und gründete die Privatbahn Railflex mit zehn Angestellten.

Die Firma bietet unter anderem Sonderfahrten durchs Angertal, nach Monheim oder zur Müngstener Brücke. Diese Sonderfahrten sind ein Steckenpferd von David Uhr, der auch die beiden Dieselloks - genannt Max und Moritz - der Stadt Monheim fährt. Die beiden Loks rangieren im Düsseldorfer Bahnhof die Autoreisezüge.

Für die Sonderfahrten mietet das Unternehmen eine historische Dampflok des Eisenbahnmuseums in Bochum-Dahlhausen. Dort arbeitete der Vater von David Uhr lange als ehrenamtlicher Mitarbeiter. Und auch die Loks für die regulären Touren sind nicht Eigentum des Unternehmers, sondern gemietet. "So eine Lok kostet mindestens 1,3 Millionen Euro. Die historischen Bahnen sind noch teurer - das kann man ja nicht bezahlen."

Die Leidenschaft für die Eisenbahn wurde David Uhr in die Wiege gelegt. Mit zwei Jahren bekam er zu Weihnachten die erste Eisenbahn geschenkt, eine Lehmann Groß Bahnen (LGB). Die Eisenbahn wurde übrigens Heiligabend im Wohnzimmer der Familie, die damals einige Jahre in Monheim wohnte, aufgebaut. Erst im März wurde die elf Meter lange Bahnstrecke wieder abgebaut und im Wandschrank verstaut. "Das war bei uns völlig normal, das wir wochenlang über die Schienen stiegen", sagt Uhr. Jährlich kamen neue Teile zur Sammlung hinzu: Loks, Waggons, Häuschen.

Den Gedanken, zur Feuerwehr zu gehen, gab David Uhr als Jugendlicher, als er bei den Freiwilligen mehrere Einsätze mitgemacht hatte, auf. "Das war nichts für mich", sagt er. Mit 19 Jahren fand er dann zu seinem Traumberuf. Er machte eine Ausbildung zum Lokführer. Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Lokführer, nannte sich David Uhr nach der Ausbildung.

Als er sich 2004 mit der Ich-AG Railflex selbstständig machte, wurde er von vielen Leuten belächelt. "Ich wohnte mietfrei, hatte nichts zu verlieren. Zwei Freunde, die gerade keinen Job hatten, halfen beim Aufbau der Firma. Nach einem Jahr hatte wir die Umsatzgrenze gesprengt", sagt Uhr. Mittlerweile setzt die Firma rund 300 000 Euro im Jahr um. Tendenz steigend. "Das Krisenjahr ist für uns ein Rekordjahr. So wie es aussieht, werden wird 2009 rund 600 000 Euro umsetzten."

Wenn er jetzt mit der Lok durch das Angertal fährt, dann gehen nicht nur Kindheitswünsche in Erfüllung. "Ich bin mit Leib und Seele Eisenbahner", sagt er. Mittlerweile ist er verheiratet, hat selbst zwei Kinder, Nils (zwei Jahre) und Ronja (acht Monate). Nils ist schon Eisenbahnfan. "Er liebt die Schaukelbewegungen des Zuges, er fährt total gerne Zug", sagt Uhr. Eine Eisenbahn hat sein Sohn aber noch nicht. David Uhr hat keine Modellbahn mehr. "Mir reichen die Originale, die ich jetzt fahre. Doch wenn sich meine Kinder zu Weihnachten eine Eisenbahn wünschen, dann spiele ich natürlich auch wieder mit der kleinen Lok."