Ratingen: Manni Breuckmann - „Meine Stimme dröhnt“
Interview: Die Reporter-Legende Manni Breuckmann gibt beim „Festival der Stimmen“ eine Lesung. Die WZ sprach mit ihm über das Jahr 1968, Ruhrgebietsfußball und seine persönliche Beziehung zu Ratingen.
Ratingen: Beim "Festival der Stimmen" wollen Sie aus ihrem Erinnerungsbuch "Mein Leben als jugendlicher Draufgänger" lesen. Welche Ereignisse in ihrer Jugend sind besonders in Ihrem Gedächtnis haften geblieben?
Breuckmann: Da gibt es zwei Erlebnisse, die mir spontan einfallen. Ende der 60er Jahre habe ich zum Beispiel auf der Abiturfeier mit meiner damaligen Beat-Band einen Skandal ausgelöst - die raue Musik, die wir gespielt haben, war man damals einfach nicht gewohnt. Das werde ich nie vergessen. Die andere Erinnerung lässt sich unter dem Schlagwort "Der Mauerfall von Datteln" zusammenfassen. Wir haben in meinem Heimatort ein Denkmal auf dem Marktplatz, das die Berliner Mauer symbolisieren sollte, mit Spitzhacken zum Einsturz gebracht. Das war mein persönliches 1968.
Und welche Erlebnisse aus Ihrer Karriere als Fußballreporter stechen hervor?
Breuckmann: Am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist mir sicherlich der gemeinsame Europapokal-Triumph von Borussia Dortmund und Schalke 04 im Jahr 1997. Es gab aber auch Negativ-Erlebnisse wie die Schmach von Gijon bei der WM 1982, als die deutsche Nationalmannschaft im letzten Vorrundenspiel einen unansehnlichen Nichtangriffspakt mit Österreich geschlossen hat.
Jetzt mal ehrlich: Für wen schlägt ihr Herz - Borussia Dortmund oder FC Schalke 04?
Breuckmann: Da tendiere ich zu Schalke. Aber ich bin nicht fanatisch. Andere Mannschaften aus dem Ruhrgebiet finde ich auch gut.
Macht Ihnen der deutschlandweite Bekanntheitsgrad ihres markanten Organs manchmal Angst?
Breuckmann: Im Gegenteil, ich bin stolz darauf, dass meine Stimme so berühmt ist. Allerdings möchte ich die Bezeichnung "Stimme des Westens", die schon so oft gefallen ist, relativieren. Im Zusammenhang mit meiner Person neige ich nicht zu Superlativen. Außerdem gibt es da noch die Stimme von meinem Reporter-Kollegen Werner Hansch, die den Westen genauso repräsentiert.
Wie erklären Sie sich die Anziehungskraft Ihrer Stimme?
Breuckmann: Ich kann mit ihr tiefe Untertöne transportieren und sie zum Dröhnen bringen. Ich glaube, dass ich mit meiner Stimme gut Dramatik zum Ausdruck bringen kann.
Sie sind als WDR-Journalist, der auch von Geschehnissen abseits des Fußballs berichtet, bestens mit dem Land NRW vertraut. Was verbinden Sie mit Ratingen?
Breuckmann: Die Stadt hat einen tollen Markt, den ich immer wieder gerne besuche. Von meinem Haus an der Bergischen Landstraße bin ich schneller in Ratingen als in der Düsseldorfer Innenstadt. Deshalb kaufe ich in Ratingen auch oft ein. Das Haus zum Haus ist außerdem mein Lieblingsrestaurant. Keine Frage, Ratingen gefällt mir.
Ende dieses Jahres hängen Sie ihre Karriere als Radiojournalist an den Nagel. Wie sehen Ihre Pläne für die Zeit danach aus?
Breuckmann: Ich werde mit Sicherheit nicht aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Wahrscheinlich widme ich mich noch stärker als früher dem Schreiben. Die Arbeit an meinem letzten Buch hatte da geradezu eine therapeutische Wirkung. Wenn ich durchschreibe, erlebe ich sehr ruhige Augenblicke. Das tut gut. Zurzeit arbeite ich an einem Buch über die fünfzig aufregendsten Szenen der deutschen Fuballgeschichte.
Herr Breuckmann, vielen Dank für das Gespräch.