Ratingen: Molche sind kein Hindernis

Bezirkssportanlage: Für die geschützten Tiere sollen auf dem Gelände Ersatzflächen geschaffen werden.

Ratingen. Stoppt eine handgroße Amphibienart die geplante Bezirkssportanlage? Ja - wenn es nach dem Willen von Umweltschützern ginge. "Nein" sagt dagegen die Verwaltung. Die ging die ganze Zeit übrigens davon aus, dass es auf dem Gelände am nördlichen Stadtrand keine geschützten Tierarten gibt. Dagegen führten Naturschützer und eine Anwohner-Initiative die Bedrohung und Vertreibung der dort vorkommenden Tiere ins Feld: Fledermausarten, Eulen, Eisvogel, Habicht und vor allem Kammmolche. Daraufhin hat die Stadt ein Artenschutzgutachten in Auftrag gegeben.

Und jetzt hat man Gewissheit: Auf dem Gelände nördlich von Vodafone, zwischen Kalkbahn, Blyth-Valley-Ring und alter Lintorfer Straße gibt es die geschützten Molche. Allerdings leben die Tiere nicht auf der für die Bebauung vorgesehenen Fläche, sondern durchqueren sie lediglich. Ein offenbar entscheidender Unterschied. "Wir sehen mit gutachterlicher Unterstützung den weiteren Planungen gelassen entgegen", sagt Manfred Fiene, Leiter des Grünflächenamtes. Der Acker, auf dem die Bezirkssportanlage entstehen wird, sei kein direkter Lebensraum der Molche.

Nachdem es massive Proteste der Anwohner am Götschenbeck gegeben habe, sei man übereingekommen, "eine vertiefende artenschutzrechtliche Betrachtung anzustellen". Und man ist der Frage, ob es Molche gibt und woher sie kommen, auf den Grund gegangen: Entlang der Baustelle wurden Fangzäune errichtet und daran entlang in Abständen insgesamt 47 Eimer eingegraben. In diesen sollten die Molche, so es sie denn gibt, gesammelt werden. Im Laufe des Oktobers wurden die Zäune und Eimer regelmäßig kontrolliert - mit Erfolg: Sechs Kammmolche wurden in den Eimern gefunden.

Für Fiene ist das ein Beleg dafür, dass die Tiere wandern. "Im Sommer haben sie ihr Quartier in dem Bereich des Bahndammes, im Winter leben sie auf der anderen Seite des Geländes im Wald, wo sie auch laichen." Der Acker selbst sei, auch durch die jahrelange intensive Bewirtschaftung, eine "Todeszone". Das Fazit des Grünflächenamtes: Mit dem Bau der Sportanlage würde den geschützten Tieren kein Lebensraum weggenommen.

Jetzt will man sehen, wie man die Wanderung der Tiere, die übrigens nachts stattfinden, beeinflussen oder gar lenken kann. Eine Lösung hat man im Grünflächenamt auch schon im Blick: Es soll für die Molche ein Ersatzangebot geschaffen werden. Steinhaufen könnten Rückzugsmöglichkeiten bieten, auf städtischen Nebenflächen wären Gewässeranlagen denkbar.

Felix Gorris (Grüne) will jetzt abwarten, welche Auflagen der Stadt jetzt gemacht werden. Nach wie vor hält er die bereits erfolgte Aufschüttung des Geländes für skandalös. "Die Stadt wusste, dass es dort diese seltenen Molche gibt. Und die Erdarbeiten wurden während der Hauptwanderzeit durchgeführt. Dabei wurden bestimmt große Teile der Population getötet."

Noch gibt es kein Baurecht für die neue Bezirkssportanlage. Dafür sollen mit der Änderung des Bebauungsplanes und dem dafür erforderlichen Aufstellungsbeschluss die Voraussetzungen geschaffen werden. Im Bauamt rechnet man mit der Baugenehmigung Mitte 2009, fertiggestellt könnte die Anlage Ende 2010 sein.