Ratingen: Tafel für Arme wird gedeckt
SkF und Diakonie sind in den Startlöchern. Zweimal pro Woche sollen dann Lebensmittel an Bedürftige ausgegeben werden.
Ratingen. Bald gibt es auch in Ratingen eine Tafel, bei der sich Bedürftige günstig mit Lebensmitteln versorgen können.
Das Projekt auf den Weg zu bringen, war aber schwieriger, als viele im Vorfeld gedacht hatten.
Der Vorstoß kam aus der Politik. Die SPD hatte seinerzeit beantragt, die Umsetzung zu prüfen - und alle fanden die Idee gut. Aber mal eben so machen - von wegen.
Auch wenn man viele engagierte Freiwillige hat, die bereit sind, ihre Zeit und Energie zu investieren, auch wenn die Öffentlichkeit dahinter steht und das Projekt auch materiell unterstützt wird - eine "Tafel" auf die Beine zu stellen, erfordert eine enormen Aufwand:
Gespräche, Verhandlungen und nicht zuletzt einen Eintrag ins Vereinsregister im Amtsgericht mit allem Formularkram.
Doch auch diese Hürde ist genommen, der Verein als gemeinnützig anerkannt.
"Der Bedarf für eine Tafel ist auch im reichen Ratingen vorhanden, sonst würden wir es nicht machen", erklärte Edith Bohnen, Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen, der gemeinsam mit der Diakonie das Tafel-Projekt trägt.
Dass diese Allianz in Ratingen schon lange erfolgreich und gut zusammenarbeitet, ist hierzulande bekannt, außerhalb Ratingens hatte es aber im Vorfeld der Tafel-Gründung Irritationen gegeben.
Wie viele Bedürftige kommen als "Kunden" in Frage? "Die Zahlen sind schwer zu ermitteln", sagt Sozialamtsleiter Erhard Raßloff.
Alle, die man früher Sozialhilfeempfänger genannt habe, dazu noch Kleinrentner, Alleinerziehende, die von Hartz IV leben, und "verschämte Alte", die finanziell auf der Kippe stehen, sich aber nicht trauen, Unterstützung zu beantragen.
Edith Bohnen kennt ihr Klientel aus der alltäglichen Arbeit. "Da klemmt es schon einmal bei zehn Euro, die fehlen.
Oder jetzt ganz aktuell: Gerade brauchte ein Kind fürs nächste Schuljahr Farbkasten, Pinsel, Zeichenblock und andere Sachen - für insgesamt 46 Euro. Manche sind damit finanziell überfordert."
Mit der Anerkennung als gemeinnütziger Verein und der Bescheinigung, der bundesweiten "Tafel"-Organisation angeschlossen zu sein, dürfen Bohnen und ihre Mitstreiter Klinken putzen:
Bei Handelketten, Großmärkten und Einzelhändler will man um die so genannte Überschussware bei verwendungsfähigen Lebensmitteln betteln. Bohnen ist sich sicher, dass die Ratinger Händler großzügig sind.
Die Tafel-Mitarbeiter holen die geschenkten Lebensmittel ab, bringen sie zum Pfarrzentrum von St. Peter und Paul, wo die Gemeinde der Tafel Räume zur Verfügung gestellt hat.
Dort muss die Ware ausgepackt, sortiert, eingeräumt und eventuell auch gekühlt werden. "Von der Sparkasse haben wir die Zusage, dass sie uns auch einen Kühlwagen schenken wird", freut sich Bohnen.
Auf 50 Ehrenamtliche kann Bohnen derzeit bauen. Sie sollen es ermöglichen, dass die Tafel in absehbarer Zeit zweimal pro Woche stattfindet. "Einkaufen" kann dann jeder, der seine Bedürftigkeit nachweist.