Ratingen: Kauflust gemeinsam fördern
Einzelhandel: Zu wenige Kunden kommen in die Innenstadt, und die Einzelhändler sind demotiviert. Shoppingtage und eine neue Werbestrategie sollen helfen, damit der Rubel wieder rollt.
Ratingen. Krisensitzung im Kaufhaus Aufterbeck: Der City-Kauf-Vorsitzende Martin Gerhold ist mit der Situation in Sachen Einzelhandel in der Ratinger City alles andere als zufrieden. "So kann es hier nicht weitergehen", sagt er enttäuscht, und wer ihn erlebt merkt schnell: Gerhold ist besorgt, gar ein wenig verzweifelt über den mangelnden Konsum in Ratingen. Schuld daran sind seiner Meinung nach folgende Knackpunkte:
Da wäre zum einen das Problem mit der geringen Zahl von Kunden in der City. "Und je weniger Menschen in der Stadt sind, desto weniger Geld lassen sie hier", bemerkt Gerhold, der zumindest eine Teilerklärung für das Ausbleiben der Kundschaft in der City hat.
"Alles ist teurer geworden, siehe die hohen Spritpreise. Da kann ich eine Familie verstehen, die spart und nicht einfach mal so zum Einkaufen in die Stadt fährt." Doch Gerhold weiß, dass das allein nicht der Grund für die Kaufdepression der Ratinger sein kann. "Viele wissen einfach auch nicht, welche Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten es in Ratingen gibt. Sie sind schlecht informiert."
Doch nicht nur die geringe Zahl von potenziellen Kunden ist ein Problem. Gerhold wünscht sich auch, dass mehr Einzelhändler Mitglied der Werbegemeinschaft werden. "Zurzeit sind wir rund 50 Mitglieder. Das sind zu wenige, wenn ich bedenke, dass es vor Jahren mal 100 waren."
Mehr Mitglieder seien vor allem wichtig, um Aktionen wie die Shoppingtage ins Leben rufen zu können. Doch selbst die höchste Zahl der Mitglieder bringt wenig, wenn sie nicht an einem Strang ziehen. Martin Gerhold: "Es kann nicht angehen, dass verschiedene Aktionen nur von wenigen Händlern getragen werden, wenn aber alle etwas davon haben."
Ein Beispiel hierfür sei zum Beispiel die Beleuchtung, die im Rahmen der Lichterwochen in der Adventszeit aufgehängt werden. Hier würden hauptsächlich kleine Einzelhändler zahlen. "Von den großen Ketten kommt meistens die Rückmeldung, dass sie nicht an den Lichterwochen teilnehmen", kritisiert der City-Kauf-Vorsitzende.
Kritik übt er auch an dem Verhalten mancher Händler, die beim Schützenjubiläum am 21. Juni ihren Laden schon nachmittags dicht gemacht haben. "Dabei hatten wir beschlossen, dass die Läden bis 20 Uhr geöffnet sein sollen. Wenn aber manche einfach früher schließen, macht das einen schlechten Eindruck bei Kunden." Daher wünscht sich Gerhold vor allem eines: mehr Zusammenhalt bei den Einzelhändler - und mehr Motivation. "Man kann nicht erwarten, dass an einem verkaufsoffenen Sonntag einfach die Leute kommen, man muss ihnen auch Extraaktionen bieten."
Die "finale Lösung" für die Probleme des Einzelhandels habe er nicht, sagt Gerhold. Aber ein Mittel helfe mit Sicherheit: mehr Werbung. Die soll, wenn es nach ihm geht, ausgebaut werden, mit Anzeigen, Sonderveröffentlichungen und einem einheitlichen Internetauftritt der Werbegemeinschaft.
"Wir müssen populärer werden", sagt er. Es müsse etwas gefunden werden, ein Slogan beispielsweise, der den Ratinger Handel als Marke bekannt macht. "So wie Mediamarkt bei jedem bekannt ist, müsste auch der Einzelhandel bei jedem Ratingern bekannt und vor allem beliebt sein."
Weitere Lösungen, die der City-Kauf-Vorsitzende parat hält sind Shoppingtage mit verlängerten Öffnungszeiten bis 20 oder 22 Uhr. Dies verwundert, denn Tatsache ist: An den bisherigen Shoppingtagen ist kaum einer einkaufen gegangen. Die Innenstadt war tot. Doch Gerhold ist überzeugt, dass der Ratinger Einzelhandel sich mit "diesen Servicetagen und langen Öffnungszeiten von der Konkurrenz im Umland absetzen kann."
Um mehr Händler zu motivieren, Mitglied des City-Kauf zu werden, wolle man noch einmal mehr Gespräche mit den Einzelhändlern führen und die Mitgliedsbeiträge ändern. So sollen sich diese nicht mehr nach der Größe des Geschäfts richten. Vielmehr möchte man Paketpreise anbieten.
Im ersten Paket für 25 Euro im Monat könne beispielsweise dem Einzelhändler das Angebot gemacht werden, auf der gemeinsamen Internetseite des City-Kauf präsent zu sein, im zweiten für 50 Euro sind dann zusätzlich Anzeigenschaltungen enthalten etc. Nur beim Thema Öffnungszeiten ist sich Gerhold sicher, dass es nie eine Lösung geben wird. "Da sind die Einzelhändler eigen."