Wülfrath: Neues Dach fürs alte Rathaus
Innenstadt: Das Gebäude an der Wilhelmstraße wird saniert. Die Substanz des Denkmals soll gesichert werden.
Wülfrath. Erst Rathaus, dann Kalk-Büro, heute ein Asylbewerberheim: Das Gebäude Wilhelmstraße 76 hat eine bewegte Geschichte hinter sich. "Und es ist ein wichtiger Bestandteil der gründerzeitlichen Stadterweiterung", sagt Denkmalpfleger Michael Kumpf.
Und damit es erhalten bleibt, ist das geschichtsträchtige Gebäude mit den roten Klinkern, den charakteristischen Gesimsen und den verzierten Fenstern zurzeit eine Baustelle: Gerüst, Kran und Bauarbeiter prägen seit einigen Wochen das Bild des ehemaligen Rathauses. "Das Dach wird erneuert", erläutert Kumpf.
Errichtet wurde das Gebäude im Jahr 1888 an der damaligen Kaiser-Wilhelm-Straße. Um die Jahrhundertwende kam daneben ein Anbau im ähnlichen Stil hinzu, in den die Sparkasse einzog.
1922 wechselte die Sparkasse wieder den Standort und der Anbau wurde zur Erweiterung des Rathauses genutzt - bis zum Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre: Dann wurde das Rathaus bekanntlich an die Goethestraße verlagert. Und der Anbau musste der Umgehungsstraße weichen und wurde abgerissen.
Kumpf hebt die hohe Bedeutung des Gebäudes als Denkmal hervor und sieht die Sanierung als "Substanzsicherung". Das Pappdach, das in den 70er Jahren angebracht wurde, ist marode gewesen.
Jetzt wird es nicht einfach erneuert, sondern durch ein Schieferdach ersetzt. "Genau so wie es auch ursprünglich war", sagt Kumpf. Weil diese Denkmal-Restaurierung mit Landesmitteln gefördert werde, sei das für das Stadt auch nicht teurer als die "Billig-Variante". "Die Zuschüsse gleichen die Mehrkosten in etwa aus", sagt Kumpf. "Das Dach war undicht, man hätte es also auf keinen Fall so lassen können."
Zuständig für den Ablauf der Arbeiten ist die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWG). Die Bewohner bleiben während der Bauzeit im Gebäude. "Wir arbeiten in Anlehnung an die Originalbefunde", sagt Bauleiter Uwe Sander. Die Kosten beziffert er auf insgesamt 150 000 Euro.
Die alte Schicht ist bereits abgetragen, nächste Woche beginnen die Schieferarbeiten. Auch die Kamine sollen wieder hergerichtet werden. "Wir rechnen damit, dass es noch sechs Wochen dauert", so Sander.
Aber wie es bei Denkmälern eben ist: Auch wenn ein Teil saniert ist, gibt es immer wieder etwas Neues zu tun. "Irgendwann werden wir auch die Fassade in Angriff nehmen müssen."