Wülfrath: Das Abi in der Tasche – und heute geht’s zur Bundeswehr

Der Abi-Jahrgang 2008 ist gerade verabschiedet worden. Und während viele noch den Sommer genießen, beginnt für Carsten Schiech heute schon der Wehrdienst.

Wülfrath. Rund 100 Schüler haben gerade mit dem Abitur das Wülfrather Gymnasium verlassen. Das bedeutet: Hundert neue Wege - mit tausenden neuen Abzweigungen. Hundert Träume und Wünsche. Hundert Geschichten. Eine dieser Geschichten schreibt Carsten Schiech. Der Abiturient hat schon seine Koffer gepackt - denn heute fährt der Neunzehnjährige zur Bundeswehr.

"Ich bin aufgeregt, weil so viel Neues passiert, aber das Positive überwiegt", macht Carsten klar. Zwar lässt er Familie, Freunde und seine Freundin zurück, aber: "Die Erfahrungen, die ich in den kommenden neun Monaten machen werde, sind bestimmt sehr wertvoll." Allerdings gehe er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Wenn es nach mir ginge, würde ich noch drei Jahre auf der Schule verbringen, aber nur mit den Leuten aus meinem Abschlussjahrgang. Das war der beste Teil der Schulzeit."

Der Zug, der Carsten in einen neuen Lebensabschnitt bringt, fährt nach Kusel, in ein kleines Städtchen in Rheinland-Pfalz. Zu den berühmten Söhnen der Stadt gehört unter anderem Miroslav Klose. "Ich werde dort im siebten Artillerie-Lehrregiment dienen. Und laut meinem Musterungsergebnis bin ich nur bedingt für militärische Aufgaben einsatzfähig", sagt Carsten, der auch seinem Tanzkurs und dem Leichtathletik-Verein den Rücken kehrt.

"Mein Vater war zwar nicht bei der Bundeswehr, aber einige Verwandte haben mir erzählt, wie toll die Zeit dort sein kann", erzählt der Abiturient. Seit er zwölf ist, begeistert Carsten sich für Bundeswehrtechnik. "Zivildienst wäre auch in Ordnung, aber irgendwie nicht das richtige für mich."

Am meisten fürchtet er sich davor, sich selbst zu sehr zu verändern oder den Kontakt zu Freunden und Verwandten zu verlieren. "Ich hoffe, ich kann mich per Telefon oder Internet melden. Ansonsten schicke ich halt eine Brieftaube", sagt er und lacht.

Nach dem Wehrdienst stehen Carsten viele Wege offen: "Ich könnte mir vorstellen, längere Zeit beim Bund zu bleiben oder zur Polizei zu gehen." Mit einem Notendurchschnitt von 2,3 stünde auch einem Wirtschaftsstudium nichts im Wege. "Ich würde gern Speditionskaufmann werden. Es gibt viele Möglichkeiten, aber wohin es genau geht, kann natürlich keiner wissen."

Noch hat er ja auch noch Zeit, um den richtigen Weg auszuwählen. Ein paar Anhaltspunkte hat er aber schon fest im Blick: "Eine Familie, ein Haus, einen festen Job", antwortet er auf die Frage nach seinen Zielen - "und ein Ford Mustang als Zweitwagen."