Ratingen: Frischzellenkur fürs Museum

Das Haus wartet mit zwei ungewöhnlichen Ausstellungen auf.

Ratingen. Einige Kritik musste das Stadtmuseum in letzter Zeit einstecken. Stimmen wurden laut, dass das Programm nicht zukunftsfähig sei, und es wurde darüber nachgedacht, ob das Museum überhaupt weiter geführt werden soll. Und wenn ja, wie und unter welcher Leitung.

Trotz des Gegenwinds kann dem Team um den kommissarischen Leiter Klaus Thelen jedenfalls nicht vorgeworfen werden, erstarrt da zu stehen und abzuwarten, was die Zukunft bringt. Stattdessen sind derzeit zwei ungewöhnliche und sehr verschiedenen Ausstellungen zu sehen, die beide auf ihre Art neue Impulse für das angeschlagene Haus geben.

Augenfällig ist natürlich die Installation "Vorhang auf" von Anne Sievert. Diese befindet sich nicht etwa im Museum, sondern davor - beziehungsweise daran: Die Düsseldorf Künstlerin hat den ungastlichen Eingang des Museums, der von vielen als "schwarzes Loch" empfunden wurde, in eine farbenfrohe Bühne verwandelt, die den Besucher auffordert, durch den bunten Plastikvorhang zu treten und selbst Teil des Geschehens hinter der Türe zu werden. Ein klar programmatischer Ansatz, denn die Vermittlung von Kunst soll zukünftig noch stärker in den Fokus des Museums genommen werden.

Der zweite, umfassendere Teil wird von Petra Weifenbach bestritten, deren künstlerische Visionen weit über das hinaus gehen, was man von einer Kunstausstellung erwartet.

Diese Ausstellung wurde unter Ratinger Federführung als Verbundprojekt mit dem Stadtmuseum Beckum, dem Kloster Bentlage und dem Stadtmuseum Siegburg realisiert und zeigt einen großzügigen Querschnitt durch das ungewöhnliche kreative Schaffen des Kölner Multitalents.

Wichtiger Bestandteil aller Arbeiten von Petra Weifenbach ist ein Element, das oftmals vernachlässigt wird: "Kunst macht man, Humor hat man", stellte Klaus Thelen bei der Vernissage fest - und beides träfe auf Petra Weifenbach zu.

Immer wieder spielt sie mit Erwartungen und Wahrnehmungsgewohnheiten und nimmt dabei sowohl den Betrachter, als auch sich selber als Vertreterin der Künstlerzunft auf die Schippe. Scheinbar kostbare Kultgegenstände entpuppen sich bei näherer Betrachtung als Objekte aus Plastikverpackungen, sprich Abfall, köstliche Tortenstücke sind aus Photographien ebensolcher zusammen gefaltet und auch die Suppe in den Porzellantellern ist nur aus Papier.