Ratingen: Verwaltung rät von Fernholz ab

Lärm- und Naturschutz würden einen Neubau am Fernholz erschweren - dem favorisierten Standort der Jugendlichen.

Hösel. Der Zeitpunkt könnte schlechter kaum sein: Da hatten die Höseler Jugendlichen gerade bei einem groß angelegten Treffen Mitte Januar beschlossen, dass sie ihr Jugendzentrum in Zukunft lieber am Grünpark Fernholz sehen würden, da veröffentlicht die Stadtverwaltung eine Beratungsvorlage, in der dringend von diesem Standort abgeraten wird. Mehr noch: Der Beschlussvorschlag lautet auf ein klares "Nein" zur Alternative Fernholz.

Was den Neubau im Grünen so problematisch macht, ist nach Analyse des Stadtplanungsamtes der Konflikt zwischen Naturschutz und Lärmschutz. Je weiter das Jugendzentrum nämlich von den Wohnhäusern abgerückt wird, desto mehr dringt es in hochwertige Grünflächen ein, die mit großem Aufwand an anderer Stelle ausgeglichen werden müssten. Also hat das Amt einen Standort zwischen Bolzplatz und der B227 angedacht, an der auch die Zufahrt zu dem Gelände liegt. Doch diese Lage würde einen zusätzlichen Lärmschutz in Richtung Sinkesbruch erfordern, der ebenso aufwändig ist.

"Die Anwohner haben ein Recht auf einen Lärmschutz, der dem Wohngebietscharakter entspricht", erklärt das Amt in seiner Untersuchung. Dass die Anwohner ihre Rechte kennen und auch einfordern, ist anzunehmen. Mit einer Klage gegen die Erweiterung des Spielplatzes am Fernholz haben sie ihre niedrige Reizschwelle schon bewiesen. Eine Folge der sensiblen Nachbarschaft dürfte deshalb auch sein, dass um 22 Uhr grundsätzlich Schluss im Jugendzentrum sein muss, Geburtstags- oder Beachpartys also nicht mehr in Frage kommen.

Auch die Kosten würden nach Schätzung des Planungsamtes am Fernholz explodieren. Das komplizierte Planänderungsverfahren und der Naturausgleich würden die Summe gegenüber einem Bau an der Bahnhofstraße auf etwa das Dreifache heben. Nicht zuletzt fürchtet man im Rathaus einen weiteren Effekt, falls das Jugendzentrum umziehen würde: "Es ist zu erwarten, dass das Gelände für weitere Bebauungen beansprucht wird", heißt es. Gerade erst wurde dem Tennisclub die Erweiterung seiner Anlagen verweigert, weil an gleicher Stelle eine Wildwiese entstehen soll. Derlei Begehrlichkeiten würden natürlich wieder aufleben.