Ratingen wirkt wie eine Kur
Der Geschäftsführer des UVR kommt jeden Tag aus Bochum nach Ratingen zur Arbeit. Und er ist längst einer der großen Fans dieser Stadt geworden.
Ratingen. Kein Zweifel: Der Mann passt nach Ratingen. Einer, der gern lacht, einer, der diese Stadt bemerkenswert, liebenswert und lebenswert findet, der gehört nach Ratingen - auch wenn er nicht hier wohnt. "Ich komme seit acht Jahren jeden Tag aus Bochum nach Ratingen", sagt Axel Mauersberger. Und in seiner Stimme schwingt ein wenig Bedauern mit. Das ist beim Anblick des Ortes, den der Geschäftsführer des Unternehmensverbandes (UVR) als seinen Lieblingsplatz ausgewählt hat, nicht weiter verwunderlich. Denn das Haus und der Park des Industriemuseums Cromford sind wahrlich Kronzeugen einer Stadt mit großer Geschichte und sehr wahrscheinlich nicht minder großer Zukunft.
Ratingen geht es gut. Und das liegt nicht zuletzt an jenen Unternehmen, deren Interessen Mauersberger beispielsweise gegenüber dem Rathaus, aber auch gegenüber den Politikern aller Parteien vertritt. Von der Krise ist an der Anger noch nicht allzu viel zu merken. "Das liegt am Branchenmix, den wir hier haben", erklärt Mauersberger. Städten wie Heiligenhaus, deren große Arbeitgeber von der Automobilindustrie abhingen, gehe es erheblich schlechter. "Aber wenn die Wirtschaft im 4. Quartal nicht wieder anzieht, wird es auch in Ratingen zu spürbarem Personalabbau kommen."
Das alles ist nicht zwangsläufig und außerdem noch weit weg im Sonnenschein vor dem Cromford-Museum. Als der Unternehmensverband seine Geschäftsstelle noch an der Goethestraße hatte, war Mauersberger häufiger im Park vor dem eindrucksvollen Haus. "Eigentlich gar nicht oft genug", sagt der 47 Jahre alte Rechtsanwalt und blickt auf die frisch gemähte Wiese. Dinge, die vor der Tür sind, werden meistens nicht gebührend gewürdigt. Wenn sie dann aber nicht mehr verfügbar sind, steigt ihr Wert. So ist es Axel Mauersberger mit dem Museum und dessen Umfeld gegangen, mit der Parkanlage, den Häusern, die vom Wohlstand Ratingens und der Ratinger künden, mit Ruhe und Idylle mitten in einer pulsierenden, prosperierenden Stadt.
In so einer Kommune lebt es sich gut. Das weiß Mauersberger natürlich auch. Deshalb trägt er sich seit jeher mit dem Gedanken, mit seiner Ehefrau, einer Ärztin, von Bochum nach Ratingen zu ziehen. Aber Schönes hat seinen Preis. Vor den Toren Düsseldorfs ist Grund und Boden ein teures Gut. "Da müsste ich schon mit meinem Vorstand sprechen", sagt Mauersberger und lächelt, wissend, dass die Zeichen in diesen Tagen nicht auf Gehaltserhöhung stehen.
Aber allein schon der Kontrast zwischen Bochum und Ratingen entschädigt. Dort die Stadt im Ruhrgebiet, deren Wirtschschaft knarzt und ächzt. Der Fortzug von Nokia im vergangenen Jahr, der Überlebenskampf von Opel - die Stadt an der Ruhr hat nicht viel zuzusetzen. Insofern ist es für Mauersberger schon eine Art Kur, wenn er die Stadtgrenze Ratingens passiert. Die Wirtschaftswelt ist noch in Ordnung. Die Liste der Firmennnamen ist bemerkenswert und sie wird mit Unternehmen wie DKV, Nokia, Coca Cola und Amand künftig noch bemerkenswerter.
Die Nähe zu Düsseldorf und dessen Flughafen machen den Standort attraktiv. Umso erfolgreicher kann die Lobbyarbeit sein, die der UVR verrichtet. Sein Wort hat Gewicht. Denn Unternehmer wie Gerhard Tünkers oder Rolf Theißen finden Gehör. "Es ist schon ungewöhnlich, dass sich solche Leute ehrenamtlich so sehr engagieren", sagt Mauersberger über die beiden Vorstandsmitglieder des UVR. "Ich bewundere diese Leute."
An einem hat all die Arbeit für die Wirtschaft in Ratingen nichts ändern können. Die Versuche, den Gewerbesteuerhebesatz unter die Marke 400 Prozent zu drücken, sind allesamt gescheitert. "Das hätte Signalwirkung gehabt. Aber jetzt ist das natürlich kein Thema mehr. Aber in den vergangenen Jahren wäre das möglich gewesen", sagt Mauersberger. Doch die Offensive der Unternehmer blieb im parteipolitischen Gezänk hängen, das der UVR-Geschäftsführer nach eigenem Bekunden noch nirgendwo so erlebt hat wie in Ratingen.
Weniger Partei, mehr Politik - vielleicht erleben Mauersberger und die Ratinger das nach der Kommunalwahl am 30. August wieder. Wahrscheinlich aber nicht. Da ist ein anderes Ziel schon viel realistischer. Derzeit zählt der Unternehmensverband 99 Mitglieder. "In diesem Jahr noch wollen wir die 100 vollmachen", sagt der Geschäftsführer. Es wird ihm gelingen. Wer von Ratingen so überzeugt ist, der kann jeden für diese Stadt und deren Unternehmerschaft gewinnen.