Sanierungskosten plagen Gemeinde

Die evangelisch- reformierte Kirchengemeinde verhandelt mit der Stadt um eine finanzielle Hilfe.

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Wülfrath. Für reichlich Wirbel hat Friedemann Schott, Finanzkirchmeister der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde, mit seinem Beitrag für die jüngste Ausgabe des Gemeindefensters gesorgt. Zur finanziellen Situation der Gemeinde hatte er berichtet, dass man sich die Kindertagesstätten so nicht mehr länger erlauben könne, empfohlen, für eine Kita die Trägerschaft abzugeben und die Stadt kritisiert, die beim Thema finanzielle Hilfe immer nur vertröstet habe.

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Thomas Rehrmann, Präses der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde über den demografischen Wandel

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„Das war ein diplomatischer Fehler“, sagt Silvo Reimann, Fachberater Kitas des Kirchenkreises Niederberg, im Gespräch mit der WZ. Präses Thomas Rehrmann musste seit dem Erscheinen des Gemeindefensters einige Wogen glätten. Viele Eltern wurden verunsichert, wie es weitergehen soll, und die Stadtverwaltung war mit der Kritik alles andere als einverstanden. „Das ist unglücklich gelaufen. Das wurde bei der Gemeindeversammlung im vergangenen Herbst so gesagt, ist aber nicht mehr aktuell“, versichert Thomas Rehrmann. Der Präses meint damit den Stand der Verhandlungen mit der Stadt um Unterstützung. „Diese laufen mittlerweile gut“, versichert Thomas Rehrmann.

Der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde geht es um eine finanzielle Unterstützung bei dringend notwendigen Maßnahmen an zwei Kitas. Am Düsseler Tor sind Feuchtigkeitsschäden entstanden. Daher muss der Putz erneuert werden. Die Kosten taxiert die Gemeinde auf 50 000 Euro. In der Kita Villa Kunterbunt in der Ellenbeek muss das Dach saniert, zudem die Heizungsanlage ersetzt werden. Die Kosten sollen sich auf rund 35 000 Euro belaufen. Die Gemeinde fühlt sich nicht in der Lage, diese Extrakosten zu stemmen. „Wir müssen regelmäßig Spielgeräte erneuern und die Außengelände pflegen, dort sehen wir uns in der Verantwortung“, so Thomas Rehrmann.

„Die schwarz-gelbe Landesregierung überarbeitet derzeit das Kinderbildungsgesetz (Kibiz), am Schluss sollen mehr Mittel für Kitas stehen“, sagt Fachberater Silvo Reimann. Bis es allerdings so weit ist, dürfte das Jahr 2020 ins Land gehen. „Wir brauchen bis dahin eine Überbrückung, für das laufende und das kommende Kita-Jahr. Als Kibiz im Jahr 2008 eingeführt worden ist, lag der Anteil der Trägerschaft bei zwölf statt vorher 20 Prozent“, erklärt Silvo Reimann. Für diese zwölf Prozent seien die Kosten seit 2008 aber um 40 Prozent gestiegen, so stehe man aktuell wieder wie vor der Einführung des Kibiz da.

„Wir haben als Gemeinde festgestellt, dass wir in Zukunft wegen des demografischen Wandels mit immer weniger Geld rechnen müssen, weil die Zahl der Gemeindemitglieder kontinuierlich abnimmt“, erklärt Thomas Rehrmann. In Wülfrath nehme die Zahl pro Jahr um rund 100 ab. Die Kirchengemeinde hat nach seinen Angaben derzeit knapp 6000 Mitglieder. „Wir müssen uns als Gemeinde kleiner aufstellen“, so sein Fazit.

Die Sanierung der Stadtkirche nach Pfingsten im Juni ist ein weiterer finanzieller Kraftakt, den die Gemeinde vor sich hat. Insgesamt werden die Maßnahmen rund 450 000 Euro kosten. Nach Abzug der Zuschüsse bleiben 70 000 bis 100 000 Euro übrig, die die Gemeinde aufbringen muss. Dabei hofft sie auf Spenden. Ein entsprechender Aufruf und die öffentliche Vorstellung der Pläne werden wahrscheinlich im März erfolgen.

Kämmerer Rainer Ritsche stellt im Gespräch mit der WZ eine „Investitionszuwendung der Stadt für bauliche Maßnahmen“ in Aussicht, die zweckgebunden wäre und für keine Defizitabdeckung verwendet werden dürfte. „Wir sehen die Unterfinanzierung des Kita-Betriebs durch das Land, sind aber froh und dankbar, dass sich die Landesregierung des Themas angenommen hat und nachbessern möchte“, sagt Ritsche. Mit Blick auf die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde macht er Hoffnung. „Um den Zeitraum zu überbrücken, wird die Verwaltung der Politik vorschlagen, einmalig zu helfen“, sagt der Kämmerer.