Sind die City-Mieten zu hoch?

Nach dem Aus fürs Café Heumarkt befragte die WZ Wirtschaftsförderung, Wülfrath Pro und die IHK zum Mietniveau der Innenstadt.

Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Da konnte die Adresse noch so angesagt sein: Inhaber Ulrike und Joachim Ellinger haben vier Monate nach ihrer Übernahme das Café Heumarkt wieder geschlossen. Nach eigenen Angaben, weil Umsätze und Pacht-/Energiekosten nicht in Einklang zu bringen waren. Das wirft die Frage auf: Sind die Mieten für Gewerbeflächen in der Innenstadt zu hoch?

Der gewerbliche Mietspiegel der Industrie- und Handelskammer (IHK) kann da als Anhaltspunkt dienen. Ulrich Biedendorf, Abteilungsleiter für Standortpolitik bei der IHK, sagt: „Wülfrath ist im Kreis Mettmann einer der Standorte mit den günstigsten Mieten. Ein besonders gutes Pflaster für Existenzgründer.“

Die Fußgängerzone gilt als 1a-Lage. Laut gewerblichem Mietspiegel liegen dort die Netto-Marktmieten der Einzelhandelsflächen ohne Nebenkosten bei einem Quadratmeterpreis von sieben bis 15 Euro. Zum Vergleich: Die Nachbarn in Velbert verlangen bei gleicher Top-Lage Preise zwischen zehn und 27 Euro, in Haan sind acht bis 25 Euro marktüblich. Die Preise in Mettmann liegen bei sechs bis 14 Euro und sind am ehesten mit Wülfrath vergleichbar. Allerdings ordnet Ulrich Biedendorf ein: „Der Mietspiegel entsteht durch die Erfahrungswerte von Maklern. Daran halten muss sich niemand.“

Karsten Niemann von der städtischen Wirtschaftsförderung kann die Lage an der Wilhelmstraße gut einschätzen. Er glaubt sogar: „Zweistellige Quadratmeterpreise werden in der Fußgängerzone schon lange nicht mehr genommen.“ Ein üblicher Marktpreis liegt nach seiner Einschätzung zwischen sieben und neun Euro pro Quadratmeter. „15 Euro? Da wäre mir kein Fall bekannt. Das zahlt man vielleicht im Angermarkt“, sagt der Wirtschaftsförderer.

Nun sind Gastronomiebetriebe mit Pachtverhältnis ein Spezialfall, doch auch im konkreten Fall Café Heumarkt will Niemann den Eindruck korrigieren, dass an dieser Stelle die Pacht zu hoch war. „Dafür, dass es sich um eine 1a-Lage und ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, ist die Höhe der Pacht absolut vertretbar“, macht er deutlich.

„Dass die Mieten zu hoch sind, hört man eher von Leuten, die etwas Neues suchen, nicht von den bestehenden Händlern“, schildert Melanie Wolfram aus dem Vorstandsteam von Wülfrath Pro die Situation. Sie selbst sei sehr zufrieden mit ihren Konditionen: „Ich wollte mein finanzielles Risiko so gering wie möglich halten. Mein Vermieter kam mir da entgegen“, sagt sie. Zusätzlich sichert sie sich mit ihrem Kunsthandwerksladen „Luna“ über das Geschäftsmodell ab und vermietet Regale an Anbieter. Sie kann Suchenden nur empfehlen: „Man muss mit den Vermietern einfach ganz vernünftig reden, dann lässt sich häufig eine Lösung finden.“ Beim Café Heumarkt war das offenbar nicht möglich. Mittlerweile wird fieberhaft nach einem Nachfolger gesucht. „Es gibt bereits mehrere Interessenten“, sagt Karsten Niemann. „Für uns ist das eine Anker-Immobilie, die in der Priorität ganz weit oben steht.“ Eine weitere Café-Nutzung sei aus Sicht der Verwaltung die beste Lösung an dieser exponierten Stelle. Allerdings gelte wie immer: „Wir als Stadt können nur vermitteln.“