Stadt richtet bis Freitag Unterkunft ein

Die Turnhalle des Gymnasiums soll Platz für bis zu 150 Flüchtlinge bieten. Gestern tagte erstmals ein Krisenstab.

Foto: Simone Bahrmann

Was vor einigen Wochen noch undenkbar war, ist jetzt Realität. Wülfrath richtet als kleinste Stadt des Kreises Mettmann eine Notunterkunft für rund 150 Flüchtlinge in der Turnhalle des Gymnasiums ein. Dass das wahrscheinlich so kommen werde, teilte Bürgermeisterin Claudia Panke bereits am Dienstagabend in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses mit (die WZ berichtete). Jetzt gibt es Gewissheit. Gestern tagte erstmals ein Krisenstab und setzte sich mit den Details der Unterbringung auseinander — denn die Flüchtlingsbusse sollen bereits am Freitagabend in Wülfrath eintreffen. Stadtsprecherin Franca Calvano sagte: „Wir schaffen das, obwohl wir so klein sind.“

Die Stadt unterstützt mit dieser Maßnahme den Kreis Mettmann, der derzeit 233 Menschen Unterschlupf bietet und noch 200 weitere unterbringen soll. Voraussetzung war für Wülfrath, dass die bis zu 150 Asylbewerber, die in der Sporthalle auf Feldbetten schlafen, der Stadt bei den Zuweisungen angerechnet werden. Dass das so ist, ist seit gestern bekannt, also gab Wülfrath dem Kreis grünes Licht. „Das könnte uns erst einmal Luft verschaffen“, sagte Bürgermeisterin Panke.

Warum die Flüchtlinge Wülfrath insgesamt entlasten: Derzeit leben hier 190 regulär zugewiesene Asylbewerber, für die die Stadt anteilig finanziell aufkommen muss — und jede Woche kommen derzeit elf weitere dazu, Tendenz steigend. Nimmt die Stadt nun bis zu 150 Flüchtlinge des Kreises auf, werden sich die wöchentlichen Zuweisungen reduzieren. Und: Die Notunterkunft ist eine Landeseinrichtung, für die das Land finanziell aufkommt.

Mit dem Krisenszenario hat sich die Stadt nicht erst seit gestern auseinandergesetzt. Im Stillen wurden bereits alle möglichen Hallen in der Stadt unter die Lupe genommen. Panke: „Die Sporthalle am Gymnasium ist die am wenigstens eingreifende Maßnahme.“ Der Schul- und Vereinssport könne ausgelagert werden. Auch das sei schon geprüft.

Diverse andere Standorte schieden aus: etwa der ehemalige Praktiker-Markt an der Fliethe oder der verlassene Aldi-Markt in der Ellenbeek. Denn eine Unterkunft in Fremdeigentum ohne ausreichende Waschbereiche und mit nachbesserungswürdigem Brandschutz ist unmöglich zu realisieren. Generell geeignet wäre auch die Doppel-Sporthalle Fliethe gewesen. „Dann hätten wir aber direkt beide Hallen schließen müssen. Dass sich Flüchtlinge und Sportler die sanitären Anlagen teilen, ist keine gute Lösung“, erklärt Dezernatsleiter Hans-Werner van Hueth.

Für wie lange die Halle belegt sein wird, kann keiner sagen. Zumal die Erfahrung aus anderen Städten des Kreises Mettmann, wo derzeit insgesamt 1285 Menschen in Notunterkünften leben, lehrt, dass auch erste Angaben der Bezirksregierung nichts als Schätzungen sind. In Neviges am Waldschlößchen etwa wurde aus einer temporären Einrichtung in einer Schulsporthalle ein Lager für mehrere Monate. Die Bürgermeisterin spielt mit offenen Karten: „Ich glaube, dass die Sporthalle für längere Zeit nicht nutzbar sein wird.“

Am Gymnasium gibt es auch genügend Platz für das Errichten von Zelten für die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes, das auch in Wülfrath unterstützt von Sicherheitspersonal das tägliche Leben in der Sporthalle begleiten wird. Für außenstehende wird die Halle zum verbotenen Bereich. Aus Sicherheitsgründen und um die Privatsphäre der Flüchtlinge zu schützen, die in Wülfrath auf ihre Registrierung warten, lässt das Land nur einen ausgewählten Personenkreis in die Notunterkunft.

Das ist nur mit einer Absperrung zu regeln. Die besondere Nähe zu Schule und Wohngebiet wird dabei zur Herausforderung. Die Stadt denkt über eine Bürgerveranstaltung nach. Weitere Informationen, auch zur Koordinierung von Spenden, sollen in Kürze folgen.