Straßennamen im Blick
Ausgelöst durch die aktuelle Debatte in Ratingen überlegt die Linke, einen Antrag auf Umbenennung von Ina-Seidel-, Hermann-Stehr- und Agnes-Miegel-Weg zu stellen.
Velbert. In Ratingen wird zurzeit hitzig darüber diskutiert: Sollen Straßen, deren prominente Namensgeber dem Nationalsozialismus unkritisch oder sogar positiv gegenüber gestanden haben sollen, umbenannt werden oder nicht?
Die Ratinger Stadtverwaltung hatte den Vorstoß gemacht, die den Literaten Agnes Miegel, Hermann Stehr und Ina Seidel gewidmeten Straßen umzubenennen.
Auch in Tönisheide im Wohngebiet Wimmersberg gibt es Wege, die nach ihnen benannt worden sind. Im Rathaus wird die Diskussion im nahe gelegenen Ratingen verfolgt. „Wir haben die Debatte mitbekommen und beobachten, wie dort entschieden wird“, sagt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach. Konkrete Überlegungen, die eigenen Straßen umzubenennen gebe es von Seiten der Verwaltung aber noch nicht.
Dabei hat es einen solchen Fall in der Geschichte der Stadt Velbert schon gegeben. In den 1980er-Jahren wurde die Knickmeyer Straße, benannt nach Dr. Gerhard Knickmeyer, der bis 1931 Chefarzt des Städtischen Krankenhauses war, umbenannt in die Günther-Weisenborn-Straße.
„Das war damals eine hochemotionale Debatte“, sagt Stadtarchivar Christoph Schotten. Danach habe es auch Überlegungen gegeben, Straßen gar nicht mehr nach Personen zu benennen, „um nicht noch einmal einen solchen Fall zu haben“.
Dass damals überhaupt überlegt wurde, die Straße umzubenennen, war einer Ausstellung mit dem Titel „Velbert unterm Hakenkreuz“ im Schloss Hardenberg geschuldet. „Bei der Recherche zur Ausstellung kam heraus, dass Dr. Knickmeyer Mitglied der NSDAP war. Die SPD und die Grünen setzten sich dann dafür ein, dass die Straße einen anderen Namen bekam“, sagt Schotten.
Er selbst kann derzeit noch keine Stellungnahme dazu abgegeben, wie die Vergangenheit der Autoren Miegel, Stehr und Seidel zu bewerten ist. „Ich weiß, dass es Stimmen von Historikern gibt, die Miegel, Stehr und Seidel kritisch sehen. Ich selbst habe mich aber noch nicht eingehend mit ihnen auseinandergesetzt, um eine Bewertung vornehmen zu können“, sagt er. Dies werde sich aber ändern, sollte er seitens der Verwaltung mit der Prüfung der Namensgeber beauftragt werden.
Dies ist dann der Fall, wenn eine Partei einen entsprechenden Antrag auf Namensänderung stellt. Und das ist wahrscheinlich. Denn die Linke hat gegenüber der WZ angekündigt, sich bei der nächten Fraktionssitzung mit dem Thema beschäftigen zu wollen. „Ein Antrag ist nicht ausgeschlossen“, sagt Fraktionsvorsitzender Harry Gohr.
Die CDU-Fraktion hat zu der Frage noch keine Position. „Ich muss die Sache erst mal recherchieren, bevor ich dazu etwas sagen kann“, so Fraktionschef Manfred Bolz.
Die SPD-Fraktion tendiert dazu, die Straßennamen nicht zu ändern. „Wir haben das Thema in einer unserer Sitzungen besprochen. Die meisten sind der Ansicht, Straßennamen sollten nur geändert werden, wenn es landläufig bekannte Anhänger der Nationalsozialisten waren. Das ist aber bei Agnes Miegel zum Beispiel nicht der Fall“, sagt Werner. Sollte in Velbert ernsthaft über eine Änderung der Namen nachgedacht werden, sei es aber wichtig, die Anwohner der betroffenen Straßen zu befragen.