Tönisheider schenkt Mammutzahn

Karl Hans Neppig (80) übergab das 40 000 Jahre alte Relikt an das Museum im Neandertal.

Foto: Simone Bahrmann

Velbert/Mettmann. Was dieser Mammutbackenzahn alles erlebt hat. Erst wurde er im Mammut-Mund benötigt, anschließend ruhte er geschätzte 40 000 Jahre unter der Erde, dann wurde er gefunden, verschenkt — und verbrachte zuletzt ein paar Jahre im Wohnzimmer von Karl Hans Neppig in Tönisheide. Seine nächste und vielleicht letzte Station ist jetzt das Neanderthal Museum in Mettmann.

„Hier soll er den jungen Leuten zunutze kommen, damit sie so einen Zahn einmal in die Hand nehmen können“, erklärt der 80-Jährige, warum er den Jahrtausende alten Zahn nun als Dauerleihgabe in die Hände des Museums gibt. Museumsleiterin Bärbel Auffermann bestätigt: „Wir freuen uns, mit dem Mammutbackenzahn unsere Museumspädagogik anreichern zu können.“

Wie gelangte der Mammutzahn nach Tönisheide? Bei dieser Geschichte spielen die „Mammutwanderer“ eine entscheidende Rolle. Dabei handelte es sich um eine Gruppe von fünf bis zehn Velbertern, die bis 2013 einmal im Jahr einen besonderen Marsch in Angriff nahmen. „Unsere längste Wanderung haben wir drei Mal gemacht. Da sind wir vom Nevigeser Dom bis zum Kölner Dom gewandert“, berichtet Neppig nicht ohne Stolz angesichts der 50 Kilometer langen Strecke. Mit Frühgeschichte hatten die Mammutwanderer bei ihren insgesamt zehn Touren nichts am Hut. Die Strecken waren eben nur immer eine Mammutaufgabe — daher der Name.

Als symbolisches Geschenk hat der Mammutzahn trotzdem voll ins Schwarze getroffen. Der Zahnarzt Dr. Ingomar Haske übergab das Relikt vor einigen Jahren bei einer der Wanderungen dem Tönisheider Neppig als Geburtstagsgeschenk. Mit den Worten: „Den habe ich selbst nicht gezogen.“

Auch der Mediziner soll den Zahn als Geschenk erhalten haben. Davor verliert sich die Spur. Fakt ist: Zu dem Zahn gehört ein Echtheitszertifikat aus dem Jahr 1985, das bestätigt, dass der mehr als drei Kilo schwere Brocken aus der Würm- oder Weichsel-Eiszeit stammt. Er soll demnach ein Zufallsfund aus Norddeutschland sein.

Der Backenzahn ist von einem Laien überhaupt nicht als solcher erkennbar. Das gute Stück sieht aus wie ein Stein mit Lamellen-Struktur und einigen schwarzen Stellen. Bärbel Auffermann kann die außergewöhnliche Struktur des Kauwerkzeugs erklären: „Elefanten — und zu diesen gehören die Mammuts — kommen mit Zähnen auf die Welt. Nach und nach schieben sich im Laufe des Lebens neue Lamellen nach vorne.“

Bis vor rund 15 000 Jahren tummelten sich die zotteligen Tiere auch noch im heutigen Neanderthal und versorgten den namensgebenden Urzeitmenschen, wenn er viel Glück hatte, für viele Tage mit Nahrung. Als sich das Klima wandelte, zogen die Mammuts nach Osten. „Die letzten Exemplare lebten vor 5000 Jahren in Sibirien“, weiß Auffermann. Die allerletzten Mammuts existierten auf der Wrangelinsel im arktischen Ozean. Diese besondere Gattung soll allerdings am Ende nicht mehr größer als ein Shetlandpony gewesen sein.

Das Mammut, dessen Zahn nun im Mettmanner Neanderthal Museum an der Talstraße zu sehen ist, war zum Glück deutlich größer. Sonst wäre der Backenzahn an seinem neuen Bestimmungsort in der Forscherbox wohl gar nicht so gut zu erkennen.