„Man muss dicke Bretter bohren“
Stolperfallen, Überwege, Toiletten — Gertrud Brüggemann setzt sich für die Belange von Senioren ein. Die WZ traf sie zum Interview.
Frau Brüggemann, ist Wülfraths Innenstadt seniorengerecht?
Brüggemann: Ich würde sagen: eigentlich ja. Die neue Fußgängerzone mit dem glatten Pflaster ist sehr schön geworden und seniorengerecht. Und vor dem August-von-der-Twer-Haus gibt es ja auch einen ebenen Streifen für Rollatoren-Fahrer, den wir vom Seniorenrat durchgefochten haben.
Wo haben ältere Leute noch Schwierigkeiten?
Brüggemann: An der Wiedenhofer Straße. Dass dort der Fußgängerüberweg mit dem Bau des Angermarkts weggefallen ist, macht Probleme. Die älteren Leute müssen jetzt, um vom Von-der-Twer-Haus die Goethestraße überqueren zu können, erst über die Wiedenhofer Straße und die Einfahrt zum Parkdeck gehen und gelangen dann erst zum Fußgängerüberweg. Man darf nicht vergessen: Gerade für Ältere ist jeder Umweg schwierig.
Wie steht die Stadt dazu?
Brüggemann: Man hat mir gesagt, dass man noch einmal darüber nachdenken wird, wenn die Goethestraße an dieser Stelle neu gemacht wird.
Gibt es genügend altersgerechtes Wohnen in Wülfrath?
Brüggemann: Es könnte mehr sein. Theoretisch ist genug Wohnraum da, das ist aber auch immer eine Frage der Verfügbarkeit.
Welches Thema ist dem Seniorenrat derzeit am wichtigsten? Die Toilette am Generationenpark?
Brüggemann: Ja, wir haben von Anfang an gesagt: Da fehlt eine Toilette. Wir können den Park doch nicht vergammeln lassen. Was glauben Sie denn, was jetzt passiert, wenn ein Kind einmal muss? Das geht einfach ins Gebüsch.
Aus optischen und finanziellen Gründen sagen der Verwaltung weder Dixie-Klo noch ein richtiges Toiletten-Gebäude zu. . .
Brüggemann: Tja, das ist immer das Selbe. Da heißt es dann, das ist zu teuer. Aber so bleiben kann die Situation auch nicht.
Die Toilette im Anger-Markt ist aus Ihrer Sicht keine Lösung?
Brüggemann: Leute von auswärts wissen doch nicht einmal, dass es da eine Toilette gibt. Es gibt ja keine Beschilderung. Außerdem: In so eine Bäckerei zu gehen und sich die Tür aufdrücken zu lassen, finde ich nicht so angenehm. Ich glaube übrigens auch nicht, dass eine passende „nette Toilette“, also in einem Geschäft oder Café in der Umgebung, gefunden wird. Zumindest kenne ich da keine, die barrierefrei ist.
Fühlen Sie sich als Seniorenrat ernst genommen?
Brüggemann: Ja, die Zusammenarbeit mit den Parteien ist immer gut. Wir haben uns im Laufe der Jahre immer mehr Respekt erarbeitet. Aber: Man muss natürlich manchmal sehr dicke Bretter bohren und immer wieder hinter seinen Anliegen hinterher sein.
Sie haben erst durch den Seniorenrat angefangen, Politik zu machen. Warum?
Brüggemann: Die Arbeit in den Parteien war mir immer zu eng. Ich möchte mich nicht verpflichtet fühlen, bei bestimmten Themen zustimmen zu müssen. Als Mitglied im Seniorenrat bin ich neutral. So kann ich besser arbeiten.