Velbert: Amokfahrt durch Langenhorst
Ein 47-jähriger Mann aus Essen will einen Anhänger mit einem Kleinbagger stehlen, rast auf der Flucht vor der Polizei mit dem Lkw durch die Siedlung und beschädigt dabei mindestens 17 geparkte Autos.
Velbert. Eine Schneise der Zerstörung hat ein 47-jähriger Essener am Freitagabend bei der Flucht mit einem Lkw im Ortsteil Langenhorst hinterlassen.
Anwohner der Bismarckstraße hatten gegen 21.55 Uhr die Polizei verständigt, weil der mit einem Volvo-Kleinbagger beladene Anhänger eines dort abgestellten Lasters einer Velberter Baufirma an einen 7,5-Tonner mit auswärtigen Kennzeichen zu dieser ungewöhnlich späten Stunde umgekuppelt wurde.
Als kurze Zeit später ein erster Streifenwagen eintraf, flüchtete das Gespann mit hoher Geschwindigkeit Richtung Langenhorst. Was folgte, war eine Amokfahrt, bei der nur durch ein Wunder niemand ernsthaft verletzt wurde.
Fassungslos steht Michael Kleemann am Samstag auf der Straße Am Nordhang vor seinem Renault Mégane. Das linke Vorderrad steckt bizarr verdreht im Radkasten. Die Vorderachse ist gebrochen, der Motor aus seinen Halterungen gerissen, der Wagen parkt im Zaun des Nachbarn: "Dreimal ist der Lkw hier durchgerast", berichtet der 56-Jährige.
Beim ersten Mal hörte der Velberter nur das Heulen des Motors, die Martinshörner der verfolgenden Streifenwagen. Aufgeschreckt sprang er, wie viele seiner Nachbarn, vor die Haustür und traute seinen Augen nicht: Der Anhänger hatte gerade den Bagger verloren, die Baumaschine den Renault zehn Meter weit mitgerissen und weitere Autos ebenfalls total zerstört.
Während Kleemann und seine Nachbarn noch ungläubig am Straßenrand stehen, taucht das Gespann erneut auf, dieses Mal mit dem leeren Anhänger: Nur eine Straße führt aus dem Langenhorst heraus, und so rast der offenbar ortsunkundige Flüchtende ohne Rücksicht auf Verluste durch fast alle Straßen der Siedlung, rammt Fahrzeuge und Mauern. Schleifendes Metall hat tiefe Spuren in den Asphalt geritzt, geben Zeugnis der Amokfahrt.
Am Waldweg schleudert der leere Anhänger erneut gegen geparkte Fahrzeuge, eine 21-jährige Passantin kann sich nach eigenen Angaben nur mit einem reaktionsschnellen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen und erleidet einen Schock. Dann reißt der Anhänger mitsamt Anhängerkupplung des Lkw ab, bleibt auf der Fahrbahn liegen, während der Laster erneut in die Straße Am Nordhang, jetzt aber von der anderen Seite einfährt.
Dort liegt allerdings der Minibagger quer auf der Fahrbahn: "Der Fahrer hat Gas gegeben und kurzerhand einen dort geparkten VW Touran aus dem Weg gerammt", schildert Kleemanns Nachbar Andreas Löpertz die weitere Flucht. Er hatte riesengroßes Glück, nach mehreren Monaten Umbau hatte er am Nachmittag erstmals wieder sein Auto, das sonst auf Kleemanns Platz stand, in die Garage fahren können.
Mit etwa 80 Kilometer pro Stunde sei der Lkw dann in den Fasanenweg geflüchtet, so Löpertz weiter. In dieser Sackgasse fährt sich der Lkw fest, beim Versuch, zu Fuß zu flüchten, wird der Fahrer schließlich festgenommen. Für Kleemann kein Trost: Sein sieben Jahre alter Wagen hat nur noch Schrottwert - der zweite Schlag für ihn und seine Lebensgefährtin Dagmar Markus, deren Auto an genau der gleichen Stelle vor drei Wochen einen Totalschaden erlitt, nachdem ein Nachbar an seinem Auto Gas und Bremse verwechselt hatte.