Velbert hat nun einen Ort für „Sternenkinder“
Die katholische Frauengemeinschaft hat auf dem Friedhof Bernsaustraße eine Gedenkstätte realisiert. Eltern können dort um ihre vor oder während der Geburt gestorbenen Kinder trauern.
Neviges. Es gibt wohl kaum ein emotionaleres Ereignis als die Geburt eines Kindes. Umso tragischer, wenn es zu einer Fehlgeburt kommt, das Baby tot geboren wird, während oder kurz nach der Geburt stirbt. Für diese sogenannten Sternenkinder gibt es jetzt auf dem katholischen Friedhof an der Bernsaustraße eine Gedenkstätte. Sie wurde am Wochenende mit einem Gottesdienst eingesegnet.
„Die Idee entstand bei einem Spaziergang mit einigen Freundinnen“, sagt Bettina Wertmann, Teamsprecherin der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) in Neviges. Beim Gespräch über das Thema Schwangerschaft stellte sich heraus, dass einige der Frauen mindestens ein Kind durch Fehlgeburt verloren hatten. Statistisch muss fast jede dritte Schwangere dieses Trauma durchmachen. Die Möglichkeit, diese Kinder zu beerdigen, war bis vor einigen Jahren kaum gegeben — sie wurden oft vom Krankenhaus „entsorgt“.
Viele Eltern trauern lange um diese Kinder, hätten sich zum Beispiel einen Ort des Gedenkens und der Erinnerung als Hilfestellung gewünscht, um mit dem Verlust besser fertig zu werden, sagt die Nevigeserin: „Wir sprachen auch darüber, dass es Frauen gibt, die sich als junges Mädchen aufgrund schwieriger Lebensumstände zu einer Abtreibung entschlossen haben. Und die nun, vielleicht in ihrer Lebensmitte, ihr ungeborenes Kind vermissen, bei denen Schuldgefühle wieder hochkommen und damit auch die Trauer, die verdrängt wurde, wieder da ist.“
Aus diesen Gesprächen wurde die Idee einer Gedenkstätte geboren — „keine Grabstätte, die gibt es für Sternenkinder auf dem katholischen Friedhof an der Talstraße in Velbert-Mitte“, erläutert Wertmann. Bei der Frauengemeinschaft fand der Vorschlag volle Unterstützung, ebenso bei Pfarrer Bruder Frank und dem Kirchenvorstand.
Der Langenberger Steinbildhauer Matthias Sonnenschein fertigte verschiedene Entwürfe an. Die Wahl fiel schließlich auf ein zweiteiliges Werk: Ein runder Kalkstein mit einer Lebensscheibe in der Mitte, aus der ein Stück herausgebrochen ist, so wie das Kind aus der Familie herausgebrochen wurde. Ein Spruch erinnert an das nicht gelebte Leben. Von dem runden Stein führt ein kleiner Weg aus weißen Kieseln zu einer Stele aus Kalkstein, an deren Spitze das fehlende Stück aus der Lebensscheibe in einer Gottes Hände symbolisierenden Halbkugel geborgen liegt.
Franz-Josef Illemann und Gerfried Eschberger legten unter Anleitung von Gärtnermeister Gregor Illemann die Gedenkstätte auf einem ehemaligen Grab schräg unterhalb des Gräberfeldes der Franziskaner an: „Jetzt fehlen noch ein Hinweisschild und eine Bank“, sagt Bettina Wertmann. Die Gedenkstätte steht jedem offen: „Hier ist ein Ort des stillen Gedenkens an die Sternenkinder, ein Ort für die Trauer der Angehörigen, ob jung oder alt, ob katholisch, evangelisch oder konfessionslos, aber auch ein Ort für Zuversicht.“