Wenn Wülfrather vorlesen, wird es lustig
Bei „Wülfrath liest — vor!“ gab es viele humorvolle Geschichten zu hören. Das neue Konzept der Organisatoren mit Konzentration auf weniger Veranstaltungsorte ist aufgegangen.
Wülfrath. Freunde des geschriebenen Wortes konnten sich freuen: „Wülfrath liest — vor!“ ging in die zweite Runde. An verschiedenen Orten in der Innenstadt wurden am Sonntag Geschichten erzählt, wurde gestaunt und geschmunzelt. Anders als im Vorjahr waren die Vorträge diesmal an weniger Orten gebündelt, so dass sich mehr Publikum an den jeweiligen Stationen zusammenfand. Beliebt war wieder das Lesezelt am Ware-Platz, wo gleich in zwei Vorleserunden Texte vorgetragen wurden. Ein anderer Vorleseort war der Heumarkt.
Geschichten für Kinder und Familien gab es in der Medien-Welt zu hören, und am Krappsteich drehte sich alles um das Thema „Starke Frauen“. Kurtula Gößl, Gudula Kohn und Magdalene Bellwied lasen aus Werken politisierender Autorinnen wie zum Beispiel Elke Heidenreich oder Alice Schwarzer. Literatur wurde aber auch performt: Im Corneliushaus traten die Theatergruppen Minestrone und Kutinea mit Stücken für Jugendliche und Erwachsene auf. Eröffnet wurde der Vorlesetag von Cornelia Uhl. Sie hatte ein Lieblingsbuch mitgebracht: Die Krimikomödie „Winterkartoffelknödel“ von Rita Falk, die erste von acht Geschichten rund um den bayerischen Provinzkommissar Franz Eberhofer. „Gerade die Szenen mit seiner Oma sind einfach klasse, und humorvolle Geschichten eignen sich sowieso gut zum Vorlesen“, begründete Uhl ihre Wahl.
Das sahen wohl auch die Zuhörer so. Rund 20 Gäste fanden am Vormittag schon den Weg zum Ware-Platz — mehr Publikum als im Vorjahr. „Nächstes Jahr bringe ich dann den zweiten Eberhofer-Krimi mit“, versprach Uhl, die sonst auch als Vorleserin im Kindergarten aktiv ist. Reichlich Übung im Vorlesen hat auch Karin Wermbter. „Meinen Enkeln lese ich oft vor, außerdem lese ich selbst sehr viel“, erzählte sie. Auf der Suche nach neuem Lesestoff habe sie vor einiger Zeit Mark Twain wiederentdeckt. So habe sie sich entschieden, am Sonntag aus Twains „Reise durch Europa“ vorzulesen. Die ausgesuchte Episode handelte von einer Alpenwanderung, die Wermbter als „einfach irre“ umschrieb.
„Ich habe selbst beim Lesen so gelacht, dass ich die Geschichte gern mitbringen wollte“, sagte sie. „Außerdem ist es auch einfach spannend, von diesen Zeiten zu lesen. Heute können wir uns solche Expeditionen gar nicht mehr vorstellen.“ In andere Zeiten entführte auch Sabine Wybranietz das Publikum. Sie hatte sich für einen Text von Siegfried Lenz entschieden. Die Kurzgeschichte „Der Leseteufel“ passte thematisch zum Vorlesetag: Dort verhindert ein alter, in sein Buch vertiefter Soldat einen ganzen Krieg in Masuren.
Für die kleinen Bücherfreunde gab es auch wieder viele Geschichten. Im Sonnenschein vor der Medien-Welt las Brigitta Meyer-Wolf aus dem Kinderbuch „Oma! Schreit der Frieder“. Eine ganz zauberhafte Feengeschichte trug Gisela Menzel-Aguilar vor. „Wie das Stiefmütterchen zu seinem Namen kam“ war für ein jüngeres Publikum gedacht, berührte aber auch die Erwachsenen. Ihr Vater, der Lehrer und Botaniker war, schrieb diese und weitere Blumengeschichten Ende der 1940er Jahre.