Wülfrath: Deutsch-türkische Freundschaft
Rund 520 Gäste waren zum jährlichen Fastenbrechen ins Paul-Ludowigs-Haus gekommen – darunter auch 60 Nicht-Muslime.
Wülfrath. Gefüllte Weinblätter, Icli-Köfte, Börek, süße Köstlichkeiten - die Tische biegen sich unter dem Gewicht der türkischen Spezialitäten. Der türkische Generalkonsul Firat Sunel aus Düsseldorf richtet Grußworte in Deutsch und Türkisch an seine Gäste. Schnell werden die letzten Vorbereitungen getroffen, die Datteln werden verteilt, und das Abendgebet wird gesprochen, als langsam die Sonne untergeht.
Der Islamische Verein Wülfrath hatte am Freitag zum jährlichen Fastenbrechen im Monat Ramazan erstmals ins Paul-Ludowigs-Haus eingeladen. Doch nicht nur Mitglieder der Moscheen Barmen, Vohwinkel, Elberfeld, Heiligenhaus, Velbert, Mettmann und Wülfrath zählten zu den rund 520 Gästen. Auch 60 Nicht-Muslime genossen die Gaumenfreuden und ließen sich in Kultur und Sitte einführen.
"Die Datteln sind nicht zum Nachtisch gedacht. Sie isst man zuerst", erklärt Muazzez Yurdakul ihren deutschen Tischnachbarinnen. "Und dann die Reis-Joghurt-Suppe." Dagmar Springhart möchte alles wissen. Die Türkinnen antworten ihr, freuen sich, dass sie sich dafür interessiert. "Ich fühle mich hier herzlich willkommen. Gar nicht verloren oder als Außenseiterin."
Wie Dagmar Springhart ist auch Arzthelferin Brunhilde Koch von einer Arbeitskollegin zum Fastenbrechen eingeladen worden. "Es ist wirklich spannend, so viel über die türkische Kultur zu erfahren. Im Fastenmonat stellen Muslime ihr ganzes Leben um. Sogar die Tabletten werden zu einer anderen Zeit eingenommen."
Türkische Klänge begleiten die Tischgespräche. Es wird gelacht, immer neues Essen auf die Tische geladen, die Kinder toben, junge Männer laufen mit Servierwagen durch den feierlich geschmückten Raum. Ein Stück türkische Kultur wird hier gelebt, spürbar - und Integration wird sichtbar. "Gerade in den letzten Tagen wird das Wort Integration viel diskutiert. Es ist aber toll zu sehen, wie Integration gelebt wird", sagt Bürgermeisterin Claudia Panke. Frauen mit und Frauen ohne Kopftücher, Männer, die bedienen, gegenseitiges Interesse ohne Sprachprobleme: Bücher, mit pauschalisierenden Thesen wie von Thilo Sarrazin wirken in dieser Gemeinschaft lächerlich und haltlos.
Die Integrationsbeauftrage Irene Claas genießt das Nebeneinander. Für sie hat sich ein Stück ihres Bemühens ausgezahlt. "Das ist ein Begegnungsort, der nicht künstlich erschaffen wurde. Hier trifft man sich gerne. Und jeder Kultur ist bewusst: Liebe geht nun einmal durch den Magen." Um die Mägen auch wirklich satt zu bekommen, schälten, schnipselten und kochten türkische Frauen schon mindestens eine Woche lang: "Jede hat ihrer Freundin oder Nachbarin gesagt, was noch benötigt wird. Rezepte und Essenswünsche gingen durch ganz Wülfrath", lacht Songül Dogru, die bis kurz vor Beginn noch zehn Kilo Möhren geschält hat.
Ayfer Fidan liebt das gemeinsame Essen und ist stets beim Fastenbrechen dabei: "Es ist etwas ganz Besonderes, mit so vielen Menschen gemeinsam zu essen."