Wülfrath: Jubiläum - „Bücherei kein Profitcenter“

Die Medienwelt feierte mit Festakt und Familienfest. Eine Ausstellung gewährt Einblicke in die Geschichte der Einrichtung.

<strong>Wülfrath. Prominente Geburtstagskinder hat das Jahr 1907 hervorgebracht: Nicht nur die berühmte schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren hat in diesem Jahr das Licht der Welt erblickt, sondern auch die Wülfrather Stadtbücherei. So wie die geistige Mutter von Pippi Langstrumpf mit Abenteuergeschichten Kinder die Welt der Bücher schmackhaft gemacht hat, versprüht auch die Medienwelt bis heute Leselust. An diesem Wochenende wurden der 100. Geburtstag der Stadtbücherei mit Sekt und Häppchen bei einem offiziellen Festakt und einem Familienfest gefeiert. In historischen Erinnerungen schwelgend vergaßen die Anwesenden nicht, die kürzliche Hiobsbotschaft des Rödl und Partner-Gutachtens: Die Medienwelt sollte dem Sparzwang zum Opfer fallen. Diese Pläne sind vorerst in der Schublade verschwunden. In ihrer Festrede gibt Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff vorsichtig Entwarnung: "Rat und Verwaltung sind daran interessiert, dass die Bücherei weiter existiert. Erst einmal gibt es keinen Grund, sich Sorgen zu machen." Die Bürgermeisterin erinnert an die Worte des Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD): "Bibliotheken sind geistige Tankstellen." Daher solle man, so Lorenz-Allendorff, in einer Bücherei kein Profit-Center sehen, das sich rechnen muss, trotzdem zahle sie sich aus. Wie in Wülfrath würden auch andere finanzschwache Kommunen zuerst Einsparpotenzial in Büchereien suchen, erläutert Monika Rasche, Vorsitzende des Verbandes der Bibliotheken in NRW. "Von 1993 bis 2003 hat sich der Zahl der Büchereien halbiert", sagt Rasche. Im europäischen Ausland seien andere Tendenzen zu beobachten. Eine Lesung mit dem Titel "Jedes Buch hat eine Seele" der Kölner Schauspielerin Christine Kättner beeindruckte beim Festakt die Geburtstagsgäste. Ihre Gedanken über Literatur und das Schreiben wurden von der Cellistin Barbara Zimmermann-Kessler aus Düsseldorf musikalisch untermalt. Eine Ausstellung des Stadtarchivars Hartmut Nolte ließ die Historie der Stadtbücherei wieder lebendig werden. Besonders der Förderung der Lesefähigkeit von Kindern hat sich die Medienwelt angenommen. In Kooperation mit Schulen und Kindertagesstätten geht die Medienwelt ihrem Bildungsauftrag nach. "Kinder müssen vor der Einschulung an Bücher herangeführt werden. Schon heute hängt der schulische Erfolg der Kinder vom Bücherschrank der Eltern ab", sagt Rasche. Im Zeichen der Kinder stand der Samstag in der Medienwelt. Im engen Lastenaufzug kuscheln sich die kleinen Gäste in Wolldecken. Mucksmäuschenstill lauschen die Kinder der Geschichte "Lachen in Brausepulver vertüten", die die Vorlesepatin Renate Haarhaus vorliest. Fest umklammert Rebecca (7) ihr Bild. Die 100 hat sie mit Buntstiften ausgemalt. Das Mädchen verrät: "Meine Mama und ich leihen uns hier immer unsere Bücher aus."

Medienwelt

Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 10 bis 12.30 und 15 bis 18 Uhr, Do 15 bis 18 Uhr, Sa 9 bis 13 Uhr