Wülfrath: Mann sticht Ehefrau nieder

Die Mutter von fünf Kindern schwebt in Lebensgefahr. Das Paar gilt als freundlich.

Wülfrath. Es ist 14.36 Uhr, als der Pilot den Motor anwirft und der Rettungshubschrauber abhebt. Am Rande der Wiese zwischen Lindenstraße und Kastanienallee steht die Mutter des Opfers. Ihr Sohn hält sie im Arm. Seine Schwester, ihre Tochter, liegt schwer verletzt in dem Hubschrauber - offenbar niedergestochen vom Ehemann.

"Sie hat sehr, sehr viel Blut verloren", sagt ein Mann vom Rettungsdienst. Die Frau schwebt in Lebensgefahr.

Familiendrama im Mehrfamilienhaus Lindenstraße 60: Aus bisher nicht bekannten Gründen muss es gestern Mittag zum Streit zwischen den türkischen Eheleuten gekommen sein. Dabei soll der Mann (37 Jahre) seine Ehefrau (35) niedergestochen haben.

Die fünf Kinder sollen zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause gewesen sein. "Mit den Händen in den Taschen ist der Mann schnell aus dem Haus gegangen. Er hat noch freundlich "Hallo" gesagt", berichtet ein Nachbar.

Zur gleichen Zeit rettet sich die Frau in die Wohnung eines Nachbarn. Die Polizei wird alarmiert. Es ist 12.55 Uhr. Kurz danach meldet sich auch der mutmaßliche Täter bei der Polizei. Wenig später lässt er sich unweit des Tatortes festnehmen. "Er ist uns quasi in die Arme gelaufen", schildert es ein Beamter.

Aufgrund der Schwere der Verletzungen wird ein Rettungshubschrauber angefordert. Die Polizei sperrt die Lindenstraße zwischen Schulstraße und dem Fußweg zum Fichtenweg ab. An beiden Seiten stehen bald Schaulustige.

Es ist Schulschluss. Und der Einsatzort liegt mitten an einem viel genutzten Schulweg. Auch Kinder des Opfers kommen nach Hause, stocken beim Blick aufs Haus, schauen ungläubig. Eine Polizeibeamtin nimmt eine Tochter an die Hand, streichelt ihr über den Kopf, spendet Trost.

Die Menschen an der Absperrung werden Zeuge vom Kampf um das Leben der fünffachen Mutter. Der Zugang zur Wohnung in der zweiten Etage führt über einen zur Lindenstraße offenen Balkon.

Die Tür steht offen. Immer wieder laufen Rettungssanitäter hinein, tragen Wehrleute medizinische Materialien hinauf. Kurz vor 13 Uhr landet der Hubschrauber auf der Wiese neben dem Haus. Die Freiwillige Feuerwehr sichert das Umfeld ab.

Es ist 13.40 Uhr, als Sanitäter das Opfer mit einer orangefarbenen Trage durch das Treppenhaus in den Rettungswagen transportieren. "Sie muss stabilisiert werden", sagt ein Sanitäter im Laufschritt. Er holt Mull und weitere blutstillende Hilfsmittel aus einem anderen Fahrzeug. Es ist 13.55 Uhr.

Kurz nach 14 Uhr trifft die Kriminalpolizei ein, die Spurensicherung kommt nur eine Minute später. In hellblauen Schutzanzügen betreten sie das Haus. Gegen 14.25 Uhr kommt Bewegung in die Szenerie.

Der Rettungswagen fährt ein Stück vor, näher an den Hubschrauber heran. Feuerwehrleute spannen Decken auf - ein Sichtschutz. Ein Beamter auf einem Krad fährt an, schiebt junge Schaulustige so weiter zurück. "Ab nach hinten", weist er knapp an. Sanitäter bringen das Opfer zum Hubschrauber.

Um 14.36Uhr hebt der Helikopter ab. Zu diesem Zeitpunkt lebt die schwer verletzte Mutter noch. "Die Ärzte kämpfen um ihr Leben", sagt ein Feuerwehrmann. Uwe Elker, Wachbereichsleiter Mettmann, nimmt die Mutter des Opfer in den Arm, lächelt ihr mutmachend zu.

Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hat die Ermittlungen übernommen. Nachbarn beschreiben gegenüber der Westdeutschen Zeitung die Familie als unauffällig, "immer sehr freundlich und höflich".