Neviges: Lob tut gut – und spornt an

„Klasse gemacht“: In den Lobestunden an der Hardenbergschule wird Schülern Anerkennung gezollt.

Neviges. "Leon wird von seiner Klassenlehrerin gelobt, weil er endlich eine tolle Frisur hat!" Schulleiterin Brigitte Preuß kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sie dieses Lob von ihrer Karteikarte abliest.

Den rund 50 in der Aula anwesenden Fünftklässlern ist diese Anerkennung einen tosenden Applaus wert. Leon lacht, denn Lob tut gut. Und weil das so ist, gibt es in der Hardenbergschule regelmäßige Lobestunden. Am Dienstag sind die beiden fünften Klassen dran.

Schüler, Lehrer, Hausmeister und die Schulleitung - einfach jeder darf und soll in der Gemeinschaftshauptschule gelobt werden. Das stärkt das Selbstbewusstsein.

"Viele glauben ja, Hauptschüler können nichts. Durch die Lobe spornen wir die Kinder an, dadurch werden sie stark", sagt Brigitte Preuß. Auch die Lehrerin selbst kann sich an diesem Morgen von ihren Schülern ein Lob abholen: Die Kinder sind der Meinung, dass der Schwimmunterricht bei ihr einfach spitze ist.

Bei den Schülern kommt die außergewöhnliche Idee sehr gut an. "Lob und Anerkennung zu bekommen, ist klasse", sagt Ayca Gökogoglu. Die Elfjährige wurde für ihre große Hilfsbereitschaft gelobt.

Als Belohnung hat ihre Klasse sie zur Moderatorin der Feierstunde ernannt. Die Idee zu der Lobestunde entstand vor sechs Jahren im Lehrerkollegium. Seitdem hat Preuß viele Lobe gesammelt. Diesmal sind es 40Kärtchen, die die Schüler bei ihren jeweiligen Klassenlehrern abgegeben haben. Nach jedem Lob gibt es Applaus.

Fleiß, konzentriertes Arbeiten in der Fördergruppe, Hilfsbereitschaft - vieles wird gewürdigt. Auch das erste "Sehr gut" für eine Deutscharbeit. Die hat Sadik Yazici geschrieben, der vor lauter Freude den ganzen restlichen Tag von einem Ohr zum anderen grinste.

"Das ist ein tolles Gefühl. Jetzt strenge ich mich noch mehr an, damit ich auch bei der nächsten Lobestunde einen Applaus bekomme", sagt der Zwölfjährige.

Ein- bis zweimal im Jahr haben die jüngeren Schüler die Möglichkeit, eine öffentliche Ehrung abzustauben. Für die Älteren gibt es für besondere Leistungen und spezielles Engagement Urkunden.

"In den höheren Klassen ist so eine Feierstunde einfach uncool", so Preuß. Die Jüngeren hingegen freuen sich über die 45-minütige Abwechslung zum normalen Unterricht.

Aber eine Feierstunde wäre ja keine richtige Feierstunde, wenn nicht ein künstlerisch-musikalisches Programm zwischen den einzelnen Wertschätzungen für Auflockerung sorgte.

Und da geben sich die Jungen und Mädchen besondere Mühe: Es wird Lambada getrommelt, gesungen und jongliert. Mit dem neuen Musiklehrer Klaus Weikamp an der E-Gitarre gibt die neue Band der Fünftklässler "Marmor, Stein und Eisen bricht" zum Besten.

Schlagzeug, fünf Sänger, zahlreiche Rasseln und Trommeln bringen die Aula zum Beben. Und, wie sollte es bei diesem Anlass anders sein: Auch für diesen Auftritt gab es für Schüler und Musiklehrer ein dickes Lob.