Wülfrath: Neugier und Eintritte - „Das braucht die Kirche“

Mit der Premiere von „Kirche am Heumarkt“ darf das Presbyterium zufrieden sein: Ein Gemeindeglied konnte wieder gewonnen werden, drei weitere wollen die Unterlage nachreichen.

Wülfrath. Taufdatum, Taufort Konfession, Datum des Austritts und zum Schluss: Das Datum des Wiedereintritts. Mit der Unterschrift bestätigt. Und schon ist er wieder Gemeindeglied der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Wülfraths. Lange überlegen musste er nicht. Der ältere Herr lächelt zufrieden: "Das wollte ich schon länger tun. Dass mir jetzt so eine Gelegenheit geboten wird, kam mir gerade recht!"

Mit der Aktion "Kirche am Heumarkt" startete die evangelische Kirche am Samstagmorgen erfolgreich. An einem Infostand konnten Fragen gestellt werden, und wer wollte, konnte direkt in die Kirche eintreten. Dass das tatsächlich so großen Anklang finden würde - damit hätte Pastor Klaus-Peter Rex nicht gerechnet. "Ein fester Wiedereintritt und drei, die nachgereicht werden. Das braucht unsere Kirche", freute sich der Pastor.

"Wir haben immer mehr Beerdigungen statt Taufen," klagte er. Allein im letzten Jahr hatte die Kirche 23 Austritte und nur elf Wiedereintritte zu verzeichnen - bei einer Gemeindezahl von rund 6470 Mitgliedern. Da muss die Initiative ergriffen werden: Mit zwei Aktionen begleitete die evangelische Gemeinde ihr Werbeprogramm: Ein Spaß-Gesundheitstest sollte in Gespräche verwickeln und nebenbei gute Laune machen, und wer ein Lächeln schenkte, bekam ein Feuerzeug.

Auch die nächsten drei Male, jeweils am letzten Samstag des Monats, möchte die Evangelisch-reformierte Kirche mit verschiedenen Aktionen auf sich aufmerksam machen.

Doch auch mit Angeboten für Jung und Alt innerhalb der Gemeinden, wie der Kinderchor für die Kleinen, der Bibelkreis für die Jugendlichen und die Seniorengruppen für die Älteren, werben Klaus-Peter Rex und Presbyter Alexander Faoro. "Die Gemeinschaft" ist ihr bestes Argument: "Bei uns kann sich jeder willkommen fühlen!"

"Die Wenigsten treten allein wegen des Glaubens ein. Gerade viele Ältere wollen zum Lebensende mit sich noch alles in Ordnung bringen", erzählt3 Rex. Doch auch Heirat, der Eintritt in den gewünschten Kindergarten oder Familie sind Gründe dafür.

"Meine Kinder sind auch in der Gemeinde. Jetzt kann ich auch endlich mit gutem Gewissen in die Kirche gehen", so der Herr, der so flott den Antrag unterschrieb. Vor 30 Jahren trat er aus und machte es an diesem Samstag rückgängig. "Die Leute treten aus den verschiedensten Gründen aus. Doch häufig ist es das Geld, das fehlt. Gerade junge Familien überlegen sich das mit der Kirchensteuer genau.", weiß der Pastor.

Auch Gemeindemitglieder beobachteten die Aktion ihrer Kirche mit Zufriedenheit: "Ich finde es gut, dass die Kirche auf sich aufmerksam macht. Heute können es sich die Gemeinden nicht mehr leisten, nur auf Besserung zu hoffen", findet Lena Märtens (22). Und auch wenn viele nur vorbei gegangen sind, so war die evangelische Gemeinde an diesem Samstagvormittag präsent, aktiv und im Blickfeld.