Wülfrath: Schotten mit Spaß und Rock

Feinster Fußballsport auf den drei Plätzen – und das ganz besondere Flair eines internationalen Ereignisses am Erbacher Berg.

Wülfrath. Für das, was in den letzten zwei Tagen auf den drei Rasenplätzen des Erbacher Bergs zu sehen war, gibt es nur ein Wort: Wahnsinn!

Kurz bevor in der Schweiz und Österreich der erste Europameisterschaftsball rollt, kamen die europäischen Top-Vereine mit ihrem Nachwuchs zum Rheinkalk-Cup in die Kalkstadt. AC Mailand, Lazio Rom, Celtic Glasgow, Aston Villa und Werder Bremen - die Liste ist zum Zungeschnalzen.

"Die Mannschaften liegen ganz eng beieinander", bestätigt Organisator Sascha Halm die Leistungsdichte beim 2. Rheinkalk-Cup der U13-Junioren. Auf dem Feld stellen die Kleinen unter Beweis, dass sie mal ganz Große werden wollen.

Dribbeln, Passen, Schießen - und das alles auf einem Niveau, das sogar manch Älteren neidisch werden lässt. "Die haben ja einen härteren Schuss als ich", raunt ein Zuschauer seinem Banknachbarn zu.

Wenige Meter weiter machen die Celtic-Fans Stimmung. "You’ll never walk alone" singen die mitgereisten Schotten (zum Teil im Schottenrock) und liegen sich in den Armen. "Die Spieler kämpfen hier auch wirklich mit Herzblut, alle Achtung", lobt auch Sascha Halm die Glasgower U13.

Und während die Schotten noch feiern, feuern die französischen Mütter ihren Nachwuchs von Girondins Bordeaux bereits wieder an: "Allez, allez", rufen sie ihren Sprösslingen im Spiel gegen den MSV Duisburg zu.

Gerade wurde diese Partie angepfiffen und Hauke Stürznickel nutzt die nächste halbe Stunde, um sich gemütlich auf das Geländer am Spielfeldrand zu lehnen und ein bisschen zu entspannen. "Während des Wochenendes betreue ich die Mannschaft und zeige ihnen, wo sie essen oder sich umziehen können", erklärt der ehrenamtliche Betreuer seinen Job.

Dabei genießt er es, mit der Mannschaft aus Bordeaux mal wieder Französisch zu sprechen, auch wenn die Umstände nicht immer erfreulich sind. "Wir hatten eben einen Verletzten, da musste ich einen Sanitäter holen und übersetzen", sagt Hauke Stürznickel und ergänzt: "Gott sei Dank war es nichts ernstes."

Ein Satz, den wohl auch Yannik Bärz gerne gesagt hätte, nachdem er vor einigen Wochen vom Fahrrad gestürzt war. Doch für ihn kam alles anders: Arm gebrochen, Rheinkalk-Cup gelaufen. Die Spiele seines 1. FC Wülfrath muss der 13-Jährige vom Spielfeldrand verfolgen und tatenlos zusehen, wie sein Team sang- und klanglos gegen Hertha BSC untergeht. Im nächsten Jahr ist er für eine Teilnahme zu alt: "Dieses Mal wäre die einzige Möglichkeit gewesen."

Doch zumindest abends kommt der 13-Jährige Bärz in den Genuss, ein bisschen gegen den Nachwuchs der großen Clubs zu spielen. Zwei Spieler von Werder Bremen sind bei dem Mettmanner untergebracht und Yannick ist sich sicher: "Ich kann mir noch einiges von den beiden abschauen." Die beiden seien "total Fußballverrückt", bestätigt Vater Frank und so wurden dann auch die gemeinsamen Abende von "König Fußball" regiert.

"Gestern Abend haben wir am Computer und im Garten Fußball gespielt", erzählt Mittelfeldspieler Yannick, der sich sicher ist, dass er auch nach dem Turnier zu den beiden Kontakt halten wird: "Über Internet oder so." Bremen-Fan ist der 13-Jährige allerdings nicht geworden, sein Herz schlägt weiterhin nur für eine Mannschaft: "AC Mailand".

Auch die Italiener sind beim Rheinkalk-Cup angetreten und zeigen, wie man im Land des Weltmeisters den Nachwuchs ausbildet. Mit einem fünfköpfigen Trainerstab marschierte die Mannschaft über den Platz, einheitlich ausgerüstet von einem großen Sportartikelhersteller und angeführt von einem sportlichen Leiter in feinstem Zwirn.

"Die Mannschaften sind so professionell, dass das Turnier an den Tagen selber fast ein Selbstläufer ist", ist Sascha Halm begeistert. Auch Stadionsprecher Ermias "Amiaz" Habtu, der sonst für den Basketball-Bundesligisten Köln 99ers moderiert, ist beeindruckt: "Hut ab vor den Organisatoren, das macht richtig Spaß hier." Auch im nächsten Jahr könne er sich vorstellen, den Stadionsprecher zu mimen, zumal dann wahrscheinlich königlicher Besuch ansteht: Real Madrid.

Der Jugendleiter hatte extra seinen 17-jährigen Sohn Rafael Lopez-Ortiz als Schiedsrichter zu dem Wülfrather Turnier geschickt, um einen Eindruck zu bekommen. Und Rafael Lopez-Ortiz ist begeistert: "Ich habe meinem Vater gesagt, dass das Turnier super ist und wir unbedingt kommen müssen."