Wülfrath: Verkaufspreis des Jugendhauses ist Stadtgespräch

Stadtentwicklung: Der Beschluss, das Jugendhaus für 225.000 Euro zu verkaufen, sorgt weiter für Diskussionen.

Wülfrath. Ist der Preis angemessen oder viel zu niedrig? Der Verkauf des ehemaligen Kinder- und Jugendhauses In den Eschen ist Stadtgespräch. 225.000Euro muss eine Wülfrather Familie für diese Immobilie - inklusive 3000 Quadratmeter Grundstück - zahlen.

"Da kann man schon von Schnäppchen reden", merkt zum Beispiel Robert Freitag schmunzelnd an. Der Geschäftsführer der Freien aktiven Schulen Wülfrath (FASW) gehörte im weitesten Sinne auch zum potenziellen Käuferkreis. Schließlich wären das Ex-Jugendhaus und das dazugehörende Umfeld eine Schulstandort-Alternative gewesen. Bekanntlich ist es durchaus realistisch, dass die FASW das Herminghaus-Stift nicht erwerben wird, weil die Kliniken St.Antonius das Haus für eine Geriatische Reha-Klinik nutzen könnten.

"Mit uns hat von St. Antonius aber noch niemand gesprochen. Wir hoffen, dass es bald Kontakt gibt. Ich habe die Hoffnung, dass wir dort mit unserer privaten Realschule bleiben und mit der Grundschule dort einziehen können", so Freitag zu unserer Redaktion.

Parallel gewinnt die Diskussion um den nicht-öffentlichen Beschluss des Rates an Schärfe. Zum Wochenende hatte bereits der CDU-Stadtverband die Entscheidung von SPD, DLW, Grüne/WWG und aber auch Teilen der eigenen Fraktion kritisiert.

Wie die meisten Unions-Vertreter hatte auch die FDP gegen den Verkauf des Jugendhauses gestimmt. "Dabei ging es uns gar nicht um den Käufer, sondern um das Verfahren", sagt FDP-Vorsitzender Hans-Peter Altmann auf Nachfrage der WZ.

Altmann wundert sich, "warum diese Entscheidung in der letzten Sitzung der Legislaturperiode übers Knie gebrochen werden musste". Aus seiner Sicht hätte der Rat "auch im Interesse der FASW noch Aufschub gewähren können".

Schließlich habe die Stadt in der Vergangenheit auch anderen potenziellen Investoren immer wieder neue Fristen eingeräumt. Nun habe es offiziell nur dieses eine Käuferangebot gegeben. Altmann: "Ob der Preis bei einem Verkauf an die Schule ein höherer gewesen wäre, lässt sich nur vermuten."

Auf jeden Fall hatte die Stadt im Zusammenhang mit dem Umzug der Verwaltung in das Dienstleistungszentrum einen ganz anderen Verkaufserlös einkalkuliert. Nach WZ-Informationen sollte mehr als eine Million Euro für das Jugendhaus (samt 6000 Quadratmeter) eingenommen werden.

"Durch den Preis gerät die ganze damalige Finanzierung, die man der Kommunalaufsicht vorgelegt hat, in Schieflage", kritisiert daher CDU-Vorsitzender Andreas Seidler und kündigt eine rechtliche Prüfung an. Er befürchtet darüber hinaus, dass es nun schwieriger werden könnte, die Restfläche in den Eschen zu vermarkten.

Abgeschlossen ist der Verkauf nicht - sagt die Stadt. Der Beschluss des Rates sei vorbehaltlich der Zustimmung der Kommunalaufsicht gefasst worden. "Jedes Grundstücksgeschäft muss der Kommunalaufsicht vorgelegt werden. Diese muss feststellen, ob der Verkauf haushalts-konform ist", so Franca Klippel, Pressesprecherin der Stadt.

Dem widerspricht der Kreis Mettmann: "Wir sind in diesem Fall als Kommunalaufsicht gar nicht gefragt. Sicher ist, dass die Stadt aber nicht unter Wert verkaufen soll," so Pressesprecherin Daniela Hitzemann.

"Warten kostet Geld", sagt Frank Homberg. Der DLW-Fraktionsvorsitzende verteidigt den Beschluss, "auch wenn der Erlös keine Wucht ist". Er sieht in dem Verkauf eine "Chance mit Charme: Vielleicht wird das weitere Areal nun auch verkauft."

Dass man der FASW keine weitere Option eingeräumt habe, ist aus seiner Sicht "nur zu verständlich: Wir konnten nicht länger warten, dann wäre vielleicht der Investor abgesprungen. Und ob die Schule eingesprungen wäre, darf bezweifelt werden". Außerdem könnten Kosten für die Stadt gesenkt werden. "Das Jugendhaus muss ja auch leerstehend unterhalten werden."