Kreis Viersen/Kempen: Evangelische Kirche steht vor Herausforderungen Weniger Verwaltungsarbeit für die evangelischen Gemeinden

Krefeld/Kreis Viersen. · Schwindende Pfarrer und sinkende Einnahmen sind Herausforderungen für die evangelische Kirche.

Martin Schmidt und Barbara Schwahn.

Foto: ja/Claudia Kook

Man will es den Ehrenamtlern nicht zu kompliziert machen

Die Gemeinden sollen sich „auf ihren Auftrag“ konzentrieren können, sagte er über die Arbeit seiner Verwaltung, deren Leitung der 49-Jährige am 1. September übernommen hatte. Auch mit Blick auf die Ehrenamtlichen, die man „nicht alle zum Finanzexperten ausbilden will, denn wenn es zu kompliziert wird, dann lassen sie es sonst irgendwann sein“. Die Kirchenkreis-Verwaltung befinde sich in einem Spannungsfeld zwischen großem ehrenamtlichem Engagement und rechtlichen Vorgaben.

Ein weiteres Spannungsfeld sind die personellen und finanziellen Aussichten, die Thema bei der Synode waren. Der ersten „Richtigen“ der neuen Superintendentin Barbara Schwahn, die bei der vergangenen Synode ins Amt gewählt wurde. Derzeit gibt es im Bereich der evangelischen Kirche im Rheinland rund 1500 Pfarrer und Pfarrerinnen. „Bis 2030 wird die Zahl auf rund 1000 runtergehen. Wir werden versuchen, unter anderem durch Quereinsteiger mehr Nachwuchs zu generieren“, so Schwahn. „Aber man muss auch attraktiv für den Nachwuchs sein“, formuliert sie als Ziel.

Eine Idee, wie man auf die sinkende Zahl von Pfarrern reagieren könnte, wäre die Bildung von Regionen innerhalb des Kirchenkreises. Derzeit ist ein Pfarrer in Krefeld und im Kreis Viersen für rund 2500 Gemeindemitglieder zuständig. Wenn sich das bei sinkendem Personal nicht mehr halten lässt, sieht Schwahn eine Chance in solchen Regionen. Vor allem, weil der Kirchenkreis mit der Stadt Krefeld und dem Kreis Viersen sehr unterschiedliche Strukturen hat. „Im städtischen Umfeld Krefeld kann man eher noch mit Gemeindemitgliedern pro Pfarrer rechnen.“ Für den Kreis sind andere Lösungen gefragt.

Eine Arbeitsgruppe entwickelt gerade Ideen. Sie sollen bis zur Frühjahrssynode mit den Gemeinden abgestimmt sein, dass die Mitglieder darüber entscheiden können und die nötigen Schritte im Herbst in den zu beratenden Haushalt einfließen können.

Die Gemeinden müssen 2020 erst einmal weniger Umlage an den Kirchenkreis zahlen. Mit 7 statt 11,2 Prozent des bereinigten Kirchensteueraufkommens werden die von der Verwaltung zentral für die Gemeinden zu erledigenden Arbeiten finanziert. Die Kirchensteuereinnahmen sieht Schwahn für die Zukunft nicht rosig. Die aktuelle Lage sei der guten wirtschaftlichen Konjunktur geschuldet. „Sobald die Wirtschaft stagniert, werden die Steuereinnahmen sinken.“ Denn die Zahl der Kirchensteuerzahler insgesamt sinkt weiter.

In Kempen laufen für die
Planungen für eine Fusion

In der Stadt Kempen haben die drei evangelischen Kirchengemeinden Kempen, St. Hubert und Tönisberg bereits auf die Aussicht auf sinkende Einnahmen und Pfarrerstellen reagiert. Zum 1. Januar 2021 soll aus den drei Gemeinden eine werden. Am Sonntag wurden die Gläubigen der evangelischen Kirchengemeinde Kempen bei einer Gemeindeversammlung über den aktuellen Stand der Dinge informiert. Die Gemeinden werden sich auf Veränderungen einstellen müssen, spätestens wenn Bernd und Renate Wehner – beide sind als Pfarrer in Kempen bzw. St. Hubert und Tönisberg tätig – in den Ruhestand gehen. Um darauf vorbereitet zu sein, werden die Gottesdienstzeiten ab 2021 neu organisiert, damit diese in Zukunft von den beiden Pfarrern Michael Gallach und Markus Rönchen geleistet werden können. Michael Gallach geht sehr hoffnungsvoll in den Prozess. Die Gemeinden seien gut aufgestellt und hätten noch genug Potenzial für Gestaltungsspielraum.