SPD-Bundestagsmitglied für den Kreis Viersen „Ein solches Mandat ist etwas Besonderes“
Kempen · Der SPD-Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner hat seinen Rückzug aus der Bundespolitik angekündigt. Als Vorsitzender des Verkehrsausschusses hat sein Wort Gewicht. Für seine Partei und die Bürger im Kreis Viersen will er über 2025 hinaus weiterarbeiten.
Dieser Mann bleibt sich treu: „Ich habe immer gesagt, dass ein solches Mandat etwas ganz Besonderes ist, deshalb einmal mehr eine Arbeit auf Zeit ist und nicht zum Beruf oder zur Selbstverständlichkeit werden darf.“ Udo Schiefner ist in diesen Tagen 65 Jahre alt geworden, und der Kempener hat sich entschieden: Für eine weitere, dann vierte Amtszeit im Deutschen Bundestag will der SPD-Politiker nicht mehr kandidieren. Den Entschluss hat er seinen Parteifreunden und -freundinnen in einem Brief mitgeteilt.
Diese Entscheidung hat sich der Sozialdemokrat reiflich überlegt. Entschieden hat er sich in seinem Urlaub mit seiner Frau Daniela, die ebenfalls der SPD angehört. Auch mit seiner erwachsenen Tochter hat er sich beraten. „Ich gehöre nicht zu denen, die trotz Energie und Tatkraft glauben, man müsse so ein besonderes Amt bis zum 70. Lebensjahr ausführen. Denn das Leben bietet einem nicht unendlich viel Zeit und darf deshalb auch nach meinem Verständnis nicht nur aus politischer Arbeit bestehen“, so Schiefner.
Seit 2013 gehört der gebürtige Kempener, der in St. Hubert aufwuchs und sich schon früh – angeregt durch sein sozialdemokratisch geprägtes Elternhaus – politisch engagierte, dem höchsten deutschen Parlament an. Der 65-Jährige steht in der Tradition von Erwin Stahl und Walter Schöler. Beide Sozialdemokraten haben die Interessen der Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Viersen zunächst in Bonn und später in Berlin vertreten.
Die Anliegen der Menschen in seiner niederrheinischen Heimat waren auch Schiefner immer wichtig. Sie sind es ihm noch heute, und sie werden es künftig sein. Denn nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag im Herbst 2025 will sich der Kempener nicht aufs politische Altenteil zurückziehen. Er möchte weiter im SPD-Kreisverband die Geschicke seiner Partei mitlenken und Ansprechpartner für diejenigen sein, für die er sich bis dahin als Abgeordneter von Amtswegen mit ganzer Kraft einsetzt.
Schiefner ist ein bodenständiger Mensch, liebt seine Heimat, den Niederrhein. Er schätzt die offene Art der Leute, die ihn auf dem Buttermarkt ansprechen, wenn er dort im Eiscafé einen Espresso trinkt. „Wenn man nicht nah bei den Menschen ist, kann man keine vernünftige Politik machen“, hat er mal gesagt. Diese Einstellung war für ihn und seine Arbeit im Bundestag bestimmend. „Man darf bei allem, was man tut, nicht die Bodenhaftung verlieren“, sagt er. Bei seiner politischen Arbeit in Berlin habe ihm immer geholfen, dass er mehr als 40 Jahre kommunalpolitisch tätig gewesen sei. Dem Viersener Kreistag gehört er auch als Bundestagsabgeordneter immer noch an.
Auch seine berufliche Karriere – er hat es bis zum Leiter der Qualitätssicherung einer Mönchengladbacher Brauerei gebracht – half ihm bei seiner politischen Arbeit. „Man lernt die Menschen kennen, mit all ihren Qualitäten, aber auch Problemen, Sorgen und Nöten“, sagt er. Schiefner gehört nicht zu der Gruppe von Politikern und Politikerinnen, die die Berufung in den Bundestag zu ihrem Beruf gemacht haben. Er ist 2013 in den Bundestag gekommen, nachdem er bereits 35 Jahre in einem Betrieb gearbeitet hatte.
Von Berlin aus hat er immer den Blick auf seine Heimat gerichtet: „Schließlich bin ich Abgeordneter für die Menschen im Kreis Viersen“, sagt er. Am Niederrhein ist er gut vernetzt, im Kreis Viersen ohnehin. Dass er in dieser Legislaturperiode das Amt des Vorsitzenden des Verkehrsausschusses des Bundestages übernehmen konnte, hat ihn sehr geehrt. Es ist für ihn aber auch Verpflichtung, die vielfältigen Probleme in der bundesdeutschen Verkehrsinfrastruktur, vor allem auf Schiene und Straße, anzugehen.
Schiefner ist der Ausbau der Bahnstrecke ein Anliegen
So ist ein großer Wunsch von Schiefner, dass der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Dülken und Kaldenkirchen, über den schon seit so vielen Jahren diskutiert wird, während seiner Amtszeit noch beschlossen wird. „Dafür werde ich mich einsetzen bis zu meinem letzten Tag in Berlin“, betont Schiefner. Er will sich aber auch dafür einsetzen, dass die Kommunen im Kreis Viersen Fördergelder vom Bund für ihre unterschiedlichen Projekte erhalten. Denn auch darin sieht der Kempener seine Aufgabe: Kontakte zu Förderstellen zu ebnen, Gespräche zu vermitteln.
Das will er auch über sein Ausscheiden aus dem Bundestag nach der nächsten Wahl am 28. September 2025 hinaus tun. „Über die Kraft und den Elan, Vieles bewegen und zum Besseren verändern zu wollen, verfüge ich weiterhin. Meine Arbeit und besonders der Austausch mit den Menschen, für die ich Politik mache, bereitet mir nach wie vor Freude“, betont Schiefner. Dies möchte er auf kommunalpolitischer Ebene an der Spitze der SPD im Kreis Viersen tun. Was er dann noch tun wird, will er später entscheiden. „Ich werde mich schon nicht langweilen“, meint er.
Zunächst will Schiefner bei der Suche nach einem geeigneten neuen Kandidaten oder einer Kandidatin seiner Partei im Kreis Viersen für die Bundestagswahl 2025 mithelfen. Das Verfahren dazu sei gemeinsam mit dem Kreisvorstand und den Ortsvereinsvorsitzenden bereits beschlossen. Am 5. Oktober dieses Jahres soll es einen SPD-Kreisparteitag, der allen Mitgliedern offen steht, geben. Dann soll ein Kandidat oder eine Kandidatin für die Bundestagswahl 2025 nominiert werden.