Viersen 22-Jähriger organisiert Trauermarsch für getötete Iulia in Viersen

Nachdem eine 15-Jährige mit mehreren Messerstichen tödlich verletzt worden ist, ist die Betroffenheit in Viersen nach wie vor groß. Ein junger Mann hat einen Trauerzug angemeldet.

Foto: Jana Bauch

Viersen. Der Schock über die Gewalttat sitzt tief. Auch am Mittwoch legten Bürger am Tatort im Casinopark Kerzen und Blumen für Iulia R. nieder. Die 15-Jährige war am Montagmittag gegen 12.20 Uhr mit mehreren Messerstichen tödlich verletzt worden und kurz darauf im Krankenhaus gestorben. Ein Bekannter des Tatverdächtigen aus Viersen hatte nach der Tat davon gesprochen, dass der Tatverdächtige der Freund oder Ex-Freund des Mädchens sei und eine Sprachnachricht hinterlassen habe, in der er die Tat angekündigt habe.

In den sozialen Medien gibt es unterdessen eine Flut von Betroffenheitsbekundungen. Für Freitag, 18 Uhr, ist ein Trauermarsch durch die Fußgängerzone bis zum Tatort geplant. Daniel Bomba (22) hat den Trauermarsch bei der Polizei angemeldet. Er ist der Versammlungsleiter. „Wir treffen uns um 17.45 Uhr am Remigiusbrunnen. Am Tatort wird es eine Schweigeminute geben. Möglicherweise wird ein Pfarrer sprechen“, sagt Bomba.

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Der 22-Jährige hat Iulia R. nicht gekannt. Sein Engagement hält er für selbstverständlich. „Sie hatte das ganze Leben noch vor sich. Wir in Viersen sind eine Familie. Wir halten zusammen“, sagt er. Für politische Kundgebungen oder ausländerfeindliche Parolen sei bei dem Trauermarsch kein Platz. „Ich habe für Ordner gesorgt, und es sind Polizei-Streifen vor Ort. Sollte da einer einen dummen Kommentar abgeben oder eine Fahne heben, muss er gehen“, sagt Bomba. Zu der Familie des getöteten Mädchens habe er keinen Kontakt: „Sie werden vermutlich nicht teilnehmen, weil sie auf dem Weg nach Rumänien zur Beisetzung sind.“

Die Polizei bestätigte die korrekte Anmeldung des Trauermarsches. „Bis jetzt werden rund 100 Teilnehmer erwartet“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Goertz. Eine solche Versammlung muss mindestens 48 Stunden vor Beginn angemeldet werden. Es muss ein Versammlungsleiter benannt werden, der dann für die Durchführung verantwortlich sei. „Eine Genehmigung der Stadt Viersen ist für den Trauermarsch nicht erforderlich“, sagte Stadtsprecher Frank Schliffke. Erst bei Sondernutzungen auf öffentlichen Straßen zum Beispiel durch Info-Stände müsse der Veranstalter das städtische Ordnungsamt ins Boot holen.

Im Internet läuft derzeit ein Spendenruf für die Familie des getöteten Mädchens. Darin heißt es: „Die 15-jährige Iuliana R. wurde kaltblütig ermordet. Die rumänische Familie ist nicht in der Lage, die Kosten für die Beerdigung und für die Überführung zu decken. Deswegen haben wir uns mit der Familie sowie engen Freunden entschieden, einen Spendenaufruf zu starten. Wir hoffen, dass wir viele Spender finden werden, um der Familie in der Not helfen zu können. Wir waren vor Ort und haben das Einverständnis für den Aufruf bekommen. Die fünfköpfige Familie lebt vom Jobcenter und kann die Kosten definitiv nicht tragen.“ Am Mittwoch berichteten die Organisatoren, dass mehr als 144 Bürger rund 2500 Euro gespendet hätten.

Unter die Solidaritätsbekundungen für die Aktion mischten sich aber skeptische Stimmen, ob die Familie, wenn sie Leistungen des Jobcenters beziehe, das Geld behalten dürfe. „Die Kosten für die Bestattung werden vom zuständigen Träger übernommen“, sagte eine Sprecherin des Kreises Viersen. In dem Fall könne dies das Jobcenter, die Stadt oder Kreis Viersen sein. „Grundsätzlich sind Bestattungen als allgemeine Sozialhilfe über das Sozialgesetzbuch 12 geregelt. In der Regel werden Bestattungen und Überführungen bis zur deutschen Grenze bezahlt“, sagte Stadtsprecher Schliffke. Bislang liege kein Antrag auf Kostenübernahme vor.

Am Mittwoch wurde Haftbefehl gegen den 17-jährigen Tatverdächtigen erlassen, der sich am Dienstag gestellt hatte. Am Donnerstag will die Polizei über das Tötungsdelikt informieren.