Ärger um Neubau im Niedieckpark
Eigentlich sollten die 25 Käufer ihre Wohnungen schon bezogen haben. Doch dann ging der Bauträger in die Insolvenz.
Lobberich. Den Sommer hatte sich das Paar ganz anders vorgestellt. Die beiden, die anonym bleiben wollen, wollten ihre neue Wohnung im Niedieckpark an der Karl-Reulen-Straße einrichten und auf dem Balkon die Sonne genießen. Stattdessen sind sie jetzt jeden Abend damit beschäftigt, eine andere Wohnung in Hinsbeck zu renovieren, in die sie bis zum Monatsende einziehen wollen. „Nie mehr kaufen!“, sagt die Frau. Die Turbulenzen der vergangenen Monate haben Spuren hinterlassen.
Auf die Zusage des Bauträgers vertrauend, hatten die Wohnungskäufer ihre alte Wohnung zum 31. März verkauft. Doch ihr neues Zuhause an der Karl-Reulen-Straße war noch nicht fertig: „Wir wurden immer wieder vertröstet“, schildert das Paar. In seiner Not bezog es eine Ferienwohnung im Sassenfeld, doch stand diese nur für eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Und teurer als eine normale Mietwohnung war sie auch.
Bereits zu Jahresbeginn schien in der Wohnanlage am Niedieckpark, aufgeteilt in drei Partien zu je elf Wohnungen, nicht mehr alles reibungslos zu laufen. Anfang Mai meldeten zwei Firmen des Bauträgers Würz aus Erkelenz Insolvenz an und wurden vom Gericht gleich gelöscht. Am 19. Juni traf es auch die Würz Bauprojekt GmbH. Für sie wurde der Aachener Professor Martin Dreschers als Insolvenzverwalter vom Amtsgericht Mönchengladbach eingesetzt.
Währenddessen baute eine Firma ihr Gerüst ab — und die Isolierung der Außenwände blieb unvollendet. Weil am Bau nichts mehr passierte, wucherte bald das Unkraut an den Erdgeschosswänden.
Die Analyse des Insolvenzverwalters fiel niederschmetternd aus. „Ich kann die Verträge nicht erfüllen“, sagte Dreschers, nachdem er Ende Juli die Ergebnisse von Untersuchungen zweier Bauchsachverständiger vorgelegt bekommen hatte. Demnach sei nicht so gebaut worden, wie es in Prospekten und Kaufverträgen beschrieben worden war. Festgestellt wurden Baumängel bei Fenstern und Balkonen, auch sei der Brandschutz nicht hinreichend beachtet worden. Nach der Einschätzung des Insolvenzverwalters wurde „auf billig billig“ gebaut.
Angesichts dieser desolaten Lage erklärte sich die Volksbank Viersen als Finanzier der Würz-Baugesellschaften bei diesem Objekt bereit, die Verträge aufzuheben. „Die Erwerber erhalten den Kaufpreis zurück“, bestätigte Vorstandsvorsitzender Jürgen Cleven bei einer Gläubigerversammlung Ende Juli. Das dauert nun noch etwas, denn der Notar kehrt erst aus dem Urlaub zurück. Dies haben die Käufer mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Obwohl auch einige Kosten bei ihnen hängen bleiben werden, falls nicht eine Versicherung einspringt.
Nach Angabe von Jürgen Cleven werde derzeit geprüft, wie der zu zwei Dritteln fertiggestellte Bau vollendet werden kann. Er hofft, dass dies im September feststeht. Denn eine Bauruine will die Bank nicht zurücklassen. Die Wohnungen will die Volksbank dann über ihre Tochtergesellschaft auf dem Markt anbieten.
Wie viele der bisherigen 25 Käufer dann wieder dabei sind, bliebt abzuwarten. Manche haben sich Alternativen gesucht. Doch sie haben noch ein Problem: Was machen sie mit der Küche, die sie maßgerecht bestellt haben?
Der Ärger, den die Volksbank Viersen im Niedieckpark hat, wird teilweise kompensiert durch Erfolge im Longlife-Wohnpark auf der westlichen Seite der Niedieckstraße. Auf dem Gelände sind zwei Eigentumswohnanlagen entstanden — eine ist bereits bezogen. Außerdem füllen sich auch die Flächen für Einfamilien- und Doppelhäuser. Hans-Jürgen und Harald Cleven, die verbliebenen Longlife-Gesellschafter, setzen auf eine harmonische Entwicklung des Quartiers.