Niederländer sollen Nutrias im Kreis jagen
Die Tiere beschädigen Böschungen und Deiche an Niers und Nette. Die Gewässerverbände fordern daher eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit, um den Bestand zu reduzieren.
Kreis Viersen. Sie sehen harmlos und possierlich aus, tatsächlich aber sind sie gefräßig und schädlich. „Nutrias bereiten uns große Probleme, weil sie an Gewässerufern wühlen, Böschungen zerstören und sogar Deiche untergraben“, sagt Thomas Schulz vom Schwalmverband in Brüggen. Die Wasser- und Bodenverbände in der Region sehen an Schwalm, Niers und Nette und ihren Zuflüssen den Hochwasserschutz ebenso gefährdet wie Renaturierungsmaßnahmen.
Weil man der Plage kaum Herr wird, sollen professionelle Nutria-Jäger aus den Niederlanden helfen. „Die meisten Methoden zur Bekämpfung der Nutrias, das Aufstellen von Fallen beispielsweise, haben sich als nicht sonderlich erfolgreich erwiesen“, sagt Schulz. Es sei aber dringend geboten, den Bestand der Nagetiere zu dezimieren.
Ein Nutria-Bau reicht einige Meter tief ins Ufer, Deiche können dadurch beim Endringen von Wasser unterspült werden. Die Schwalm ist ebenso betroffen wie die Niers. „Wir haben immer wieder Probleme mit Schäden durch Nutrias, zuletzt im Bereich Wachtendonk“, erklärt Wilfried Manheller vom Niersverband. Nicht besser sieht es an der Nette aus: „Wir haben im Bereich Leuther Mühle Stahlplatten ins Erdreich am Ufer rammen lassen, damit Nutrias nicht mehr da bauen können“, sagt Marc Heußen vom Netteverband
Während sich die Wasserverbände um ihre Uferbefestigungen und Deiche sorgen, schlagen Biologen und Naturschützer Alarm, weil Nutrias die heimische Flora und Fauna gefährden. „Die Tiere fressen die Röhrichtbestände kahl, zerstören so auch Lebensräume für andere Arten“, sagt Ansgar Reichmann von der Biologischen Station Krickenbecker Seen. Und nicht nur das: „Wir beobachten seit Jahren, dass Nutrias zu Allesfressern werden, sich über Süßwassermuscheln hermachen und so die Nahrungskette unterbrechen“, sagt der Biologe.
Reichmann verschließt sich deshalb nicht einer Bejagung: „Ich sehe keine andere Möglichkeit.“ Das Problem dabei: Nutrias als Art, die ursprünglich nicht hier heimisch ist, unterliegen nicht dem Jagdrecht. Sondergenehmigungen für den Abschuss werden zwar in der Regel erteilt, bringen aber nicht viel: „Jeder Jäger schießt nur in seinem Revier, da ist eine gebündelte Strategie kaum möglich“, bedauert Schulz vom Schwalmverband.
Immerhin, die Wasserverbände zahlen eine Prämie für jede erlegte Nutria, der Schwalmverband zum Beispiel sechs Euro pro vorgelegtem Nutriaschwanz. Laut Schulz kommen da „jährlich 300 bis 400 getötete Tiere zusammen“. Doch Nutrias können dreimal im Jahr jeweils fünf bis acht Junge bekommen.
Erfolgreicher ist man mit der Bekämpfung in den Niederlanden. „Dort haben professionelle Nutria-Jäger die Tiere ziemlich dezimiert. Sie klagen aber, dass aus der deutschen Grenzregion immer welche in die Niederlande einwandern würden“, berichtet Schulz. Die deutschen Boden- und Wasserverbände und ihre niederländischen Pendants plädieren deshalb dafür, dass Profis aus dem Nachbarland im grenznahen deutschen Raum Nutrias bejagen dürfen. Dazu Manheller vom Niersverband: „Wir haben das Anliegen bei der Bezirksregierung vorgetragen“. Entscheiden müssten aber letztlich die zuständigen Ministerien.