Audimax am Frankenring: 200 Stühle müssen frei bleiben
Weil ein Fluchtweg fehlt, darf ein Hörsaal nur zur Hälfte genutzt werden.
Niederrhein. Die Hochschulen boomen. Durch den Wegfall der Wehrpflicht und der Studiengebühren gibt es jetzt zum Start des Wintersemesters so viele Studenten wie lange nicht mehr. Neben der Freude über die zahlreichen Einschreibungen haben die Verantwortlichen der Hochschule Niederrhein (HN) in Krefeld aber mit einem anderen Problem zu kämpfen.
Nach der neuen Versammlungsstätten-Verordnung NRW — sie trat nach den tödlichen Vorkommnissen der Love Parade in Duisburg in Kraft — dürfen mit den derzeit vorhandenen Fluchtwegen nur noch 199 Studenten in das Audimax am Frankenring. „Bevor ein weiterer Fluchtweg gebaut ist und wieder alle 400 Stühle besetzt werden können, werden die Studenten per Bus in den Hochschul-Hörsaal an der Reinarzstraße gefahren“, sagt HN-Pressesprecher Christian Sonntag. „Er ist vorschriftsmäßig ausgerüstet und bietet 600 Plätze.“
In den unfreiwilligen Genuss der Busfahrten kommen vor allem die Anfänger im Fachbereich Chemie. „Es sind 277 neue Studierende und damit zu viele für den Frankenring-Saal“, erklärt Sonntag. „Für die Designer reicht der Platz aus.“
Dabei haben die Stühle in der Vergangenheit schon für einige Aufmerksamkeit und die komplette Schließung des Raumes gesorgt. „Die alte Bestuhlung war so kaputt, dass Verletzungsgefahr bestand“, erklärt der HN-Sprecher. „Alle Veranstaltungen waren untersagt, bis die neuen Sitzgelegenheiten, genau nach altem Vorbild, im denkmalgeschützten Haus angeschafft waren.“
Viele Institutionen hatten sich darum gekümmert, bis im vergangenen Wintersemester die neue Bestuhlung kam. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes, der Denkmalschutz, die Unfallkasse, die Stadt Krefeld und die Bezirksregierung Düsseldorf waren involviert. Sonntag: „Die Hochschule hat das Gebäude vom BLB gemietet.“
Nun sind die neuen Stühle da, doch die Hälfte darf nicht genutzt werden. „Wir gehen davon aus, dass der fehlende Fluchtweg zum Sommersemester 2012 eingerichtet ist“, sagt Sonntag. Bis dahin fahren die angehenden Chemiker montags, dienstags und mittwochs an die Reinarzstraße — mit dem Bus.