Bücherei ist digitaler Vorreiter

Die Stadtbücherei ist als eine von fünf westdeutschen Bibliotheken Teil der Veranstaltung „Einfach digital?!“.

Foto: Senf

Breyell. Wenn es um digitales Spielen und Lernen geht, ist die Nettetaler Stadtbücherei Vorreiter. Mit dem Projekt „Wisch & Klick. Pädagogik mit Neuen Medien“ führen die Mitarbeiter schon Kindergartenkinder an den Umgang mit digitalen Medien heran. Das machen sie so erfolgreich, dass die Nettetaler Bücherei am Mittwoch, 20. Juni, als eine von fünf westdeutschen Bibliotheken bei der Veranstaltung „Einfach digital?!“ der bundesweiten Kampagne „Netzwerk Bibliothek“ in Köln dabei ist. Birgitt Mager, Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung, wird dort das Projekt vorstellen.

Kinder vor ein Tablet setzen und mit Spielen oder Videos beschäftigen — davon halten Mager und Ulrich Schmitter, Leiter der Stadtbücherei, nicht viel. Aber digitale Medien als Unterstützung zum kreativen und interaktiven Lernen haben sich bei ihnen bewährt, berichtet Mager. Dabei sind sie eher zufällig darauf gestoßen, durch ein Buch mit Praxisaufgaben für Pädagogen. „Das fanden wir so gut, dass wir gedacht haben, dass wir das auch anbieten wollen: nicht nur digitale Medien verleihen, sondern auch die Hardware dazu“, sagt Schmitter.

Dank Fördermitteln des Landes in Höhe von rund 10 000 Euro und einem Eigenanteil von knapp 6000 Euro schaffte die Bücherei zwei Tablets und zwei iPads an. Es folgten Mikroskope und Kameras, Mikrofone, multimediale Lesestifte und Unterwasserkameras — all das können Kindergärten ausleihen und nach Belieben benutzen. Im Mai 2016 startete des Projekts. Zehn bis zwölf Nettetaler Kindergärten nutzten seitdem das Angebot. „Einige regelmäßig“, sagt Schmitter. Nie sei aber alles auf einmal ausgeliehen: „Das hat sich ganz gut eingeruckelt.“ Andere wiederum waren so begeistert, dass sie selbst beispielsweise Tablets für ihre Einrichtung angeschafft haben, berichtet Mager.

Mit einem Kamera Gegenstände aufnehmen, die vergrößert auf dem Tablet zu sehen sind, Filme drehen oder über einen Beamer Schattenspiele zeigen — die Möglichkeiten sind vielfältig. „Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken“, sagt Mager. „Und Aufgabe der Kindergärten ist es ja, die Kinder in ihrem Alltag abzuholen.“ Es gibt Klammern zum Besprechen: Wenn ein Kind ein Bild gemalt hat, kann der Betrachter auf die Klammer drücken und die Erklärung hören. „Das ist schön für die Kinder, sie können ja noch nicht lesen oder schreiben“, sagt Mager. Sie betont: „Die Technik ist nicht Selbstzweck, sondern dient zur Unterstützung.“

Dafür hat sie die Tablets kindersicher gemacht. Hüllen schützen bei einem Sturz, die Kinder können weder etwas löschen noch an Inhalte gelangen, die nicht für sie bestimmt sind — die Geräte haben keinen Internetzugang. Alles läuft über Kabel oder inzwischen kabellos. „Allerdings passen nicht alle Geräte mit allen Adaptern zusammen“, sagt Schmitter. Gerade erst haben sie eine Kamera zurückgeschickt, weil sie nicht mit dem Tablet verbunden werden konnte. „Wir müssen viel ausprobieren“, sagt Schmitter.

Er ist stolz, dass seine Bücherei unter den ersten ist, die digitales Lernen vorantreiben. „Wir hatten einfach eine gute Idee“, sagt er. „Es war kompliziert, aber es hat sich gelohnt.“ Bislang erreichten ihn Anfragen von Einrichtungen in Neuss, Essen und Süddeutschland — und auch Nettetaler Grundschulen zeigen Interesse. „Das ist natürlich toll“, sagt Mager.